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Swiss Design Collection Schweizer Design erhält den verdienten Platz im Scheinwerferlicht

Zu seinem 150. Geburtstag schenkt sich das Museum für Gestaltung ein neues Schaufenster für seine imposante Designsammlung.

Besinnen wir uns kurz auf das Alltägliche. Der Blick auf die Uhr, die Teekanne auf dem Tisch, überhaupt der Tisch und der Stuhl auf dem man sitzt. Nicht selten stecken dahinter heimische Designideen.

«Alles ist Design», betont auch Christian Brändle, Direktor des Zürcher Museums für Gestaltung, das seit vergangener Woche eine neue Dauerausstellung beheimatet.

«Swiss Design Collection» – so könnte auch ein staubiger Aktenordner beschriftet sein. Nur die englische Wortwahl birgt ein kosmopolitisches Versprechen. Der schnörkellose, internationale Titel passt ausgesprochen gut zur Schweizer Designkultur.

Stabil, klar – und dennoch gewitzt

«Aufgrund des Rohstoffmangels hat die Schweiz immer schon möglichst materialeffizient entworfen», sagt Brändle. Hohe Qualität sorge für langjährigen Gebrauch, protestantische Nüchternheit für Klarheit mit gleichzeitigem Augenzwinkern: «Der Spielwitz im Schweizer Design wird unterschätzt.» All diese Eigenheiten angewandter Kunst lassen sich in der Ausstellung entdecken. Man könnte auch sagen, sie prasseln auf einen ein.

Objektdesign – made in Switzerland

Betritt man den Hauptraum, ist unklar, ob man erst weiter oben die Logos von SBB und Coop ausfindig machen oder die ebenfalls hoch platzierte Plakatreihe anschauen möchte. Auch die an Wänden angebrachten bunt gemusterten Stoffbahnen, der berühmte Landistuhl, eine Freitagtasche und die Nespressomaschine, buhlen um Aufmerksamkeit. Eine Inspirationsschleuse zum Gestalten und vor allem: Shoppen.

Person mit rotem Regenschirm, leere Stühle vor Café.
Legende: Der ikonischen Löcher des Landistuhls sind nicht bloss Dekoration, sondern auch funktional: Sie erlauben eine bessere Belüftung im Sommer, was den Stuhl ideal für den Outdoor-Bereich macht. KEYSTONE/Steffen Schmidt

Neuer «Skywalk» im Archiv

Rund 2500 Objekte aus den Bereichen Grafik, Typografie, Plakatgestaltung, Textil, Produktdesign und Kunstgewerbe hat das Kuratorium ausgewählt. Sie stammen aus der grössten internationalen Designsammlung der Schweiz – etwa 580'000 Objekte. Erstmals erhält die Öffentlichkeit auch Zugang in die Kellerräume des Toni Areals, wo Teile des Archivs durch transparente Brückengänge sichtbar geworden sind.

Schweizer Plakatkunst

«Hier kann man praktisch durch die Designgeschichte schweben», sagt Brändle. Zwei Sessel von Le Corbusier – einer in Leder, einer aus Beton – veranschaulichen, wie Design entwickelt und vorangetrieben wird. Hier erfährt man, was so bedeutsam an einem scheinbar sehr simplen Holzhocker ist.

Schweizer Design ist nun unübersehbar

Seit 150 Jahren sammelt das Museum Designobjekte. Erst 2014 wurde die gesamte Sammlung von drei Standorten im Toni Areal zusammengeführt. Gut zehn weitere Jahre vergingen, bis ihr Kern und damit ihre Opulenz und Einzigartigkeit dem Publikum zugeführt werden konnte. Gut Ding will eben Weile haben.

Gleichwohl macht die Schweiz nicht viel Wirbel um ihre Designerfindungen. Im Gegensatz zu den grossen Kunsthäusern, die international massig Anerkennung finden. Aber: 2024 besuchten so viele Menschen wie noch nie das Museum für Gestaltung. «Die Schweiz hat eine lange Tradition in guter Gestaltung. Das muss man sich natürlich auch leisten können», sagt Brändle. Ein Sinnbild für dieses Bekenntnis sei die Bahnhofsuhr. «Sie ist längst mit der Gesellschaft verwachsen.»

Drei grosse Wanduhr an Gebäudewand.
Legende: Elegant, schlicht, pünktlich: Die Bahnhofsuhr der SBB kommt bis heute in ihrem ursprünglichen Design zum Einsatz. KEYSTONE/Christian Beutler

Insbesondere dann, wenn gestalteter Luxus Gefahr läuft, einer gewissen Selbstverständlichkeit anheimzufallen, braucht es Ausstellungen wie diese. Hier darf Kunst wertgeschätzt werden, die immer schon unseren Alltag bestimmt hat.

Ausstellungshinweis

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Die Dauerausstellung «Swiss Design Collection» ist im Museum für Gestaltung im Zürcher Toni-Areal zu sehen.

Sie ist in vier Teile aufgebaut:

  • Im ersten sind Designklassiker zu sehen.
  • Im Forum, dem zweiten Teil, sind Akteure von Aussen eingeladen, die Ausstellung mit eigenen künstlerischen Interventionen zu beleben.
  • Im dritten Bereich kann das Publikum in einer grossen Werkstatt selbst Hand anlegen.
  • Den vierten Teil macht das zum ersten Mal begehbare Archiv aus.

SRF 1, Tagesschau, 11.4.2025, 19:30 Uhr

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