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«Inker»: Comics im Krieg
Aus Kultur-Aktualität vom 11.04.2024. Bild: Cartoonmuseum Basel, Foto: Roman Holland
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Ukrainische Comics im Krieg Diese Comic-Reportagen zeigen die Realität und keine Superhelden

Nach über zwei Jahren sind die Kriegsnachrichten aus der Ukraine furchtbar normal geworden. Aber die Reportagen, die das Comicmagazin «Inker» aus dem Krieg erzählt, elektrisieren.

Der Comic «Theater» fängt vorn an: Eine Frau mit rotem Haar und spitzer Nase erzählt von ihrer Arbeit. Nach wenigen Panels ist klar: Sie ist Beleuchterin in der ukrainischen Stadt Mariupol und lebt praktisch im Theater.

Eine Frau schaut auf ein Bild einer Comicausstellung
Legende: Das brennende Theater der ukrainischen Stadt Mariupol: Der Salon Mondial in Basel zeigt aktuell Reportagen des ukrainischen Comicmagazins «Inker». Was gezeichnet wird, ist wirklich so passiert. Cartoonmuseum Basel, Foto: Roman Holland

Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine flüchten bis zu 1500 Menschen in das Theater. Dank Sashas Hilfe können sie untergebracht und versorgt werden. Es wird gekocht, aus dem Theatervorhang werden Decken geschneidert. Bis das Haus bombardiert wird, obwohl klar ist, dass hier Zivilisten Schutz suchten.

Erst die Recherche, dann der Comic

Die Zahl der Todesopfer ist bis heute unklar. Klar ist hingegen die Geschichte der Beleuchterin Sasha. Die ukrainische Journalistin Diana Lanovets hat sie recherchiert. Den journalistischen Grundregeln folgend hat sie neben Sasha viele andere Beteiligte befragt. «Ich wollte der Wahrheit so nah wie möglich kommen. Es ging darum, Fakten zu dokumentieren», erklärt Lanovets.

Diana Lanovets arbeitet für das ukrainische Comicmagazin «Inker». Sie recherchiert Menschen und ihre Geschichten. Die Recherche wird dann von Künstlern und Autorinnen in Comics verwandelt.

Doch für Lanovets journalistische Recherche zählen nicht nur Fakten wie der Zeitpunkt des Angriffs und die Anzahl Bombeneinschläge: Genauso wichtig ist die Farbe von Sashas Hose oder das Wetter. Denn gezeichnete Reportagen berichten von Fakten, aber auf eine eigene Art.

Zwei Frauen und ein Mann stehen vor einer Wand voller Comics und hören einem Vortrag zu.
Legende: Diana Lanovets (Mitte) auf der Vernissage von «Comics im Krieg» im Basler Salon Mondial. Cartoonmuseum Basel, Foto: Roman Holland

Für Comic-Reportagen spielen etwa ein wolkenverhangener Himmel oder subjektive Beobachtungen eine tragende Rolle. Der zeichnende Journalist Joe Sacco hat das Genre seit den 1990er-Jahren mit seinen berühmten Reportagen aus Palästina oder Bosnien geprägt. Sacco verbindet das Dokumentarische mit subjektiven Eindrücken und berichtet auch von der eigenen Überforderung.

EU-Mittel für Unmittelbares

In dieser Tradition stehen die Comics von «Inker». Die Literaturwissenschaftlerin Svitlana Pidoprygora hat in Basel eine Ausstellung über das Magazin kuratiert. Mit den Comics erreiche «Inker» ein anderes Publikum und spreche es direkter, unmittelbarer an, so die Ukrainerin, die als Fellow der akademischen Initiative «URIS» derzeit an der Uni Basel forscht.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Comics im Krieg» mit Bildern des ukrainischen Cartoon-Magazins «Inker» ist noch bis zum 24. April 2024 im Salon Mondial auf dem Dreispitz Areal in Basel zu sehen.

Seit Kriegsausbruch sind neun Ausgaben von «Inker» erschienen, online stehen sie auf Ukrainisch gratis zur Verfügung. Unterstützt wird das Projekt von der NGO «European Endowment für Democracy», die sich für die Stärkung der Demokratie einsetzt und von der EU finanziert wird.

Keine Superhelden-Geschichten

Die abstrakten Nachrichten, die uns im Westen Europas aus dem Kriegsgebiete erreichen, erhalten durch die «Inker»-Comics ein Gesicht. Sie berichten nicht nur von Sashas Erlebnissen, sondern auch von der Zugschaffnerin Irina oder dem Marathonläufer, der zum Partisanen wird.

Eine Comiczeichnung in schwarz-weiss mit einem Mann, der auf einem Bett liegt.
Legende: Auch Helden sterben, kein Gedenken der Welt bringt sie zurück: Ausschnitt aus dem Comic «Run!» von Volodymyr Kuznietsov und Dartsya Zironka. Cartoonmuseum Basel, Foto: Roman Holland

Erzählt werden keine Superhelden-Geschichten. Und dass das Sterben im Krieg nichts Heroisches hat, ist durchweg Thema. Gezeigt wird ein komplexes Bild vom Krieg, Zeugen berichten von viel Leid.

Trotzdem wird klar, wie heilend und wichtig das Geschichtenerzählen ist. Weil dem Chaos und der ganzen Zerstörung des Kriegs im Narrativ eine Ordnung entgegengestellt werden kann. Und nicht zuletzt, weil Geschichten Trost spenden.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 11.4.2024, 7:06 Uhr.

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