Erfolgreiche Kunstschaffende schwimmen oft im Geld. Ihre Werke produzieren sie aber oftmals nicht selbst. Vielmehr geben sie sie bei verschiedenen Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerkern in Auftrag. Diese gelangen weder zu Ruhm, noch werden sie fürstlich entlohnt.
Der französische Handwerker Daniel Druet klagte deshalb auf sein Urheberrecht. Er hat jahrelang Wachsfiguren für den Starkünstler Maurizio Cattelan erstellt, der mit den provokativen Skulpturen viel Geld verdient hat. Dafür wollte der Handwerker nachträglich honoriert werden. Ein Gericht lehnte seinen Antrag jedoch ab.
Der Basler Kunst- und Glockengiesser Raphaël Schmid arbeitet für verschiedene Kunstschaffende. Wie sieht er den Fall?
SRF: Wenn Sie für einen Künstler etwas umsetzen, fühlen Sie sich dann auch ein Stück weit als Künstler?
Raphaël Schmid: Eigentlich nicht. Unser Handwerksbetrieb hat einen grossen Erfahrungsschatz, den wir einer kunstschaffenden Person zur Verfügung stellen können. Wir haben hier viel technisches Wissen, dass eine Einzelperson sich gar nicht erarbeiten könnte. Unsere Infrastruktur ist in Studios von Kunstschaffenden gar nicht vorhanden.
Was macht für Sie den Unterschied zwischen einem Künstler und einem Kunsthandwerker aus?
Eine klare Abgrenzung ist schwierig. Es gibt eine lange Tradition von Grosswerkstätten in den Studios der Kunstschaffenden. Aber irgendwann überschreitet das, was man an handwerklichem Können braucht, die Möglichkeiten des Künstlers oder der Künstlerin.
Die kunstschaffende Person schafft das Werk und wir helfen dabei.
Dann ist sehr viel Spezialwissen notwendig und man zieht einen Dienstleister, mit entsprechendem Erfahrungsschatz, hinzu. Das ist oft bei sehr traditionellen Verfahren der Fall – wie beispielsweise beim Bronzeguss. In solchen Fällen ist es gar nicht notwendig, eine Unterscheidung zu machen. Die kunstschaffende Person schafft ein Werk und wir helfen dabei.
Bekannte Künstler haben die Idee und damit auch den Erfolg – besonderes auch finanziell. Die Handwerker dahinter kennt dagegen niemand. Ok für Sie?
Wir sind ein Handwerksbetrieb und stellen gewisse Produkte her. Das sollte dann auch entsprechend entlohnt werden. Wir verstehen uns nicht als Kunstschaffende, die sich mit ihrer Arbeit auf einem Markt oder vor einem Publikum exponieren. Insofern ist auch klar, dass man das nicht gleich abgelten kann.
Das Wichtigste ist, dass Kunstschaffende das Werk am Ende als ihre eigene Arbeit ansehen.
Wie würden Sie reagieren, wenn Sie bei der Umsetzung eines Kunstwerks beteiligt sind, für das am Markt Millionen geboten werden? Wären Sie daran nicht auch gerne beteiligt?
Knifflige Frage! Wir werden für die Dienstleistung, die Mitentwicklung und die Produktion eines Werks beteiligt. Insofern stellt sich die Frage eigentlich nicht. Wenn wir anfangen würden, solche Überlegungen anzustellen, würden wir in unserer Arbeit beeinträchtigt.
Wann sind Sie denn mit Ihrer Arbeit zufrieden?
Das Wichtigste ist, dass Kunstschaffende das Werk am Ende als ihre eigene Arbeit ansehen. Dass sie das, was sie damit vermitteln wollen, auch vermitteln können. Egal, wie viele Menschen daran beteiligt waren und wie komplex der Prozess war. Die kunstschaffende Person soll am Ende sagen können, dass das Kunstwerk von ihr ist.
Das Gespräch führte Susann Schmugge.