Ihr Name ist Marke und Geste zugleich: «VALIE EXPORT» – in Grossbuchstaben prägt er sich ein und prägt sich auf. Wie ihre Kunst. Im Kampf für mehr Gleichberechtigung liess sie sich auch schon einen Strumpfbandhalter auf den Oberschenkel tätowieren. Das war für sie Ausdruck weiblicher Versklavung und Fremdbestimmung.
In ihrer Streitschrift «Feministischer Aktionismus» forderte sie eine feminine Körpersprache, die sich nicht mehr den Gesetzen der Werbung und den Begehrlichkeiten des männlichen Blickes unterwirft.
«Die Frau muss sich aller Medien als Mittel des sozialen Kampfes und als Mittel für den gesellschaftlichen Fortschritt bedienen, um die Kultur von den männlichen Werten zu befreien», sagt die heute 82-Jährige.
Gegen den männlichen Blick
Ihr Mittel war die Fotografie. Damit emanzipierte sich die Österreicherin von patriarchalen Machtstrukturen. Valie Export war nicht länger die Dargestellte, sie wurde zur Darstellenden. Provokant und fast schon aggressiv trat sie 1968 für «Aktionshose Genitalpanik» vor die Kamera.
Die Künstlerin sitzt, in Lederjacke, mit Maschinengewehr am Anschlag, die Beine breit gespreizt. Die Jeanshose im Genitalbereich ist ausgeschnitten, sodass der Blick auf ihre behaarte Vulva fällt. «Ich habe nicht für den männlichen Blick posiert, sondern so, wie ich meinen Körper darstellen wollte.»
An der Leine durch Wien
Für Valie Export war das feministische Kunst: Sie drehte die Rollenzuschreibungen kurzerhand um, zeigte sich mit männlichen Attributen, ihre Vulva auf diesem Foto eher bedrohlich als erotisch aufgeladen.
Legendär wurde auch ihre Performance «Aus der Mappe der Hundigkeit», bei der sie den Medienkünstler Peter Weibel wie einen Hund an der Leine durch Wien führte.
Bei der Aktion «Tapp und Tastkino» lud sie Frauen und Männer ein, ihre nackten Brüste durch eine Schachtel, die sie sich vor den Oberkörper geschnallt hatte, zu befühlen. Auf den Fotos ist zu erkennen, wie sie dabei den Blick des Gegenübers sucht. «Das war das Interessanteste: Wie die Blicke miteinander korrespondierten – Besucher und ich als Akteurin», sagt die Künstlerin.
Valie Export war eine Pionierin der feministischen Aktions- und Medienkunst. Indem sie sich mit den Regeln der Fotografie auseinandersetzte, kam sie auch ihren eigenen Vorstellungen von Weiblichkeit immer näher. So wie das Bild immer nur ein zeitlich begrenztes Abbild der Wirklichkeit sei, sei auch die Darstellung der Frau nicht etwas natürlich Gegebenes, so ihre Erkenntnis.
Selbstermächtigung durch Wachs
Valie Export fügte sich in ihren Arbeiten immer wieder selbst Verletzungen zu, sie reinszenierte den Kampf der Geschlechter am eigenen Leib. «Ich kann den Körper aus verschiedenen Perspektiven fotografieren. Es wird immer ein Körper sein, aber er wird immer anders präsentiert sein. Und er lässt natürlich auch Identitätssprünge zu», sagt sie.
Was sie damit meinte, war in der Performance «ASEMIE – Die Unfähigkeit sich durch Mienenspiel ausdrücken zu können» zu beobachten. Dabei übergoss sie ihre Hände und Füsse mit heissem Wachs. Die Fotos dokumentieren, wie das Wachs nach und nach erhärtet, ihre Glieder erstarren und sie sich zum Ende hin aus der Erstarrung befreit.
Dieser Akt der Selbstermächtigung ist stark und er durchzieht ihr Werk immer wieder – bis zum heutigen Tag.