Seit einem Jahr erforscht die «Stiftung für Kunst Kultur und Geschichte» (SKKG) die Provenienzen der Sammlung des 2018 verstorbenen Winterthurer Sammlers Bruno Stefanini. Nun gibt es erste Resultate. Sie betreffen Ferdinand Hodlers Gemälde «Thunersee mit Blüemlisalp und Niesen».
Die Kommission prüfe, ob das Gemälde Hodlers aufgrund der Verfolgung der Juden und Jüdinnen im nationalsozialistischen Deutschland zwischen 1933 und 1945 NS-verfolgungsbedingt entzogen wurde – und ob Ansprüche von Rechtsnachfolgenden der ehemaligen Eigentümerin bestehen.
«Bedingungslose Rückgabe» im Vordergrund
Je nach Ausgang der Untersuchung werde man «eine gerechte und faire Lösung» entwickelt. Eine bedingungslose Rückgabe stehe im Vordergrund. Aber finanzielle Entschädigungen könnten ebenfalls mögliche Lösungen sein, sagte Andrea Raschèr, Präsident der Untersuchungskommission.
«Thunersee mit Blüemlisalp und Niesen» ist seit 1998 Teil der Sammlung der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG). Bruno Stefanini hatte es 1998 bei Sotheby's ersteigert. Zuvor war das Gemälde in Besitz von Hugo Nathan (1861-1922) aus Frankfurt am Main. Seine Witwe und Alleinerbin Martha Nathan (1874-1958) wurde vom nationalsozialistischen Regime als Jüdin verfolgt. Sie floh 1937 aus Deutschland nach Frankreich, 1939 in die Schweiz.
Es geht um viel Geld
Die Entscheide der Kommission, die für die SKKG bindend sind, werden mit Spannung erwartet: Um ein anderes Hodler-Bild, «Thunersee mit Stockhornkette», wurde jahrelang gestritten. Es stammt ebenfalls aus jüdischem Vorbesitz und gelangte als private Leihgabe ans Kunstmuseum St. Gallen.
Hodlers Thunersee-Bilder sind begehrt und auf dem Kunstmarkt viel wert. Die Spitzenpreise der letzten Jahre bewegten sich zwischen 3.5 und 5 Millionen Franken.