Die Terrasse auf dem Triumphbogen in der Mitte der Place Charles de Gaulle ist einer der attraktivsten Aussichtspunkte von Paris. Doch das Monument selbst werde von Passanten kaum beachtet, sagt Laure Martin, Präsidentin der Organisation L'Arc de Triomphe empaqueté. «Man sieht auf den grossen Trottoirs rund um den Platz kaum Menschen.»
60 Jahre in der Schublade
Laure Martin sagt, der Triumphbogen sei ein ideales Verpackungs-Objekt für Christo und Jeanne-Claude. Christo habe nach seiner Emigration aus Bulgarien in diesem Quartier gewohnt.
In Paris lernte er auch Jeanne-Claude kennen. Hier stellte das Künstlerpaar erstmals Skizzen eines verpackten öffentlichen Gebäudes aus – dies war 1961. Auch die erste Skizze des verpackten Triumphbogens stammt aus diesem Jahr. Aber dann verschwand das Projekt in der Schublade.
Weltbekannt durch verpackte Gebäude
Mitte der 1960er-Jahre wanderten Christo und Jeanne-Claude in die USA aus. Bald wurden sie durch ihre Installationen weltbekannt. Das erste öffentliche Gebäude, das sie verpackten, war die Kunsthalle in Bern 1968. Das Imposanteste? Wohl der verpackte Reichstag in Berlin, knapp 30 Jahre später.
Im Vergleich zum Reichstag wirkt der verpackte Triumphbogen geradezu bescheiden. Christo kam auf das Projekt erst zurück, als das Centre Pompidou vor wenigen Jahren eine Ausstellung über ihn und die 2009 verstorbene Jeanne-Claude in Angriff nahm. Dabei kam die Frage auf, ob eine neue Installation in Paris möglich sei.
Diese Anfrage habe Christo gefreut – und auch überrascht, sagt Laure Martin. «Christo hätte nie gedacht, dass er jemals die Bewilligung erhalten würde, um den Triumphbogen zu verpacken. Für ihn war es ein utopisches Projekt.»
Früher Zweifel, heute Begeisterung
Dies liegt wohl an Christos Erfahrungen, die er bei der Verpackung des Pont Neuf im Jahr 1985 machte: Christo und Jeanne-Claude hatten dafür intensiv lobbyieren müssen. Es brauchte viel Überzeugungsarbeit, bis der damalige Stadtpräsident von Paris Jacques Chirac sein Einverständnis gab.
Diesmal lief dagegen alles reibungslos: Der Präsident des Centre Pompidou ist befreundet mit dem Präsidenten der Organisation, die Frankreichs Nationale Denkmäler verwaltet. Dieser ist begeistert vom Projekt und legt die Pläne im Oktober 2018 Präsident Emmanuel Macron vor. Im Januar 2019 gibt der Elysée-Palast grünes Licht.
Exakte Planung von Christo
Am Anfang würden Ingenieurarbeiten stehen, wie stets bei Christo und Jeanne-Claude, sagt Laure Martin. Sie seien ein zentraler Moment der Vorbereitung. Christo habe diese Phase eng begleitet, bis zu seinem Tod im Mai vor einem Jahr.
Alles ist exakt geplant: Die wichtigen Arbeiten haben Techniker schon längst an einem Nachbau der Aussichtsterrasse des Triumphbogens ausprobiert.
An diesem Modell wurde auch das Tuch ausgewählt, das den Arc de Triomphe umhüllen wird: Grobmaschig gewobenes Polypropylen, auf der einen Seite silbergrau, auf der anderen blau.
«Die Tücher sind bereits gefaltet und auf über einem Dutzend rund acht Meter langen Rollen aufgewickelt», sagt Laure Martin. «Ab dem 13. September wird der Stoff über der Fassade aufgespannt und mit roten Seilen befestigt.»
Nur 16 Tage lang verpackt
Laure Martin freut sich bereits auf diesen spektakulären Moment, wenn der Triumphbogen die Farben von Frankreichs Flagge annimmt: Blau-Weiss-Rot. Für 16 Tage nur – denn ab dem 4. Oktober wird das Monument wieder ausgepackt. Der verpackte Triumphbogen ist vergänglich, wie die meisten Installationen von Jeanne-Claude und Christo.