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Künste im Gespräch. Aufräumen und Streamen
Aus Kontext vom 01.04.2020. Bild: Keystone / Gaetan Bally
abspielen. Laufzeit 45 Minuten 42 Sekunden.

Virtuelle Aufführungen Was für ein Theater – im Internet

Kein Applaus, dafür Popcorn und selbstbestimmte Pausen: Unsere Theaterredaktorin hat sich Theater auf dem Bildschirm angeschaut. Klar ist: Das sind Proben für die Zeit nach Corona.

Kaum ein Theater, das sich derzeit nicht überlegt, wie es in Corona-Zeiten den Kontakt zu seinem Publikum behalten kann. Den Zuschauern zu Hause Videos von erfolgreichen Inszenierungen anzubieten, waren denn auch die ersten Aktionen, nachdem die Theaterhäuser schliessen mussten.

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Viele dieser Inszenierungen, die jetzt nach Hause gestreamt werden können, sind für das breite Publikum normalerweise nicht zugänglich. Ein grosszügiges Angebot: Endlich kann man eine bejubelte Inszenierung aus Hamburg oder Berlin oder einen internationalen Festivalhit vom Sofa aus schauen.

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Virtuelles Theater am Théâtre de Vidy: François Gremauds „Phèdre!“
aus Kultur-Aktualität vom 31.03.2020. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 40 Sekunden.

Der Vorteil dabei: Eine Pause leg ich beim Schauen dann ein, wann es mir passt. Der Kaffee oder das Popcorn auf dem Nebentisch stört niemanden. Die Gefahr: Weggezappt ist in einem Sekundenbruchteil.

Kein Ersatz für Theaterbesuch

Ein sicherer Wert sind historische Verfilmungen. Gerade wegen ihrer zeitlichen und ästhetischen Distanz haben sie den Vorteil, dass man gar nicht erst auf den Gedanken kommt, die Erfahrung mit einem realen Theaterbesuch zu vergleichen. Sie sind Theatergeschichte. Im Fernsehen.

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Theaterstreaming des Stücks «Gross und Klein» von Botho Strauss
aus Kultur-Aktualität vom 02.04.2020.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 44 Sekunden.

Klar vermisse ich als regelmässige Theaterbesucherin vieles: das Gespräch im Foyer, das kollektive Erleben einer Inszenierung, ja sogar das Husten oder das Parfüm des Sitznachbarn. Und den gemeinsamen Applaus.

Experimentierfeld für die Zukunft

Digitale Theaterformate sind kein Ersatz für das analoge Erlebnis. Aber es sind Angebote, die zwar aus dem Jetzt entstehen, aber auf die Zukunft angelegt sind.

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Corona-Passionsspiele am Schauspielhaus Zürich
aus Kultur-Aktualität vom 09.04.2020. Bild: SRF
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Täglich entstehen neue virtuelle Formen und Formate, das Angebot ist schnell unübersichtlich geworden. Sogar Theater, die noch vor ein paar Wochen verkündet haben, Theater sei ein Live-Erlebnis und könne nicht ins Internet verlegt werden, betreten mit Aktionen die mediale Öffentlichkeit.

Vieles wirkt improvisiert, manches aktivistisch. Statt Premieren gibt es Videodokumentationen und Künstlergespräche auf Facebook.

Schauspielerinnen versuchen Videokonferenz-Tools für Improvisationsübungen zu nutzen. Die Szene erlebt einen digitalen Schub, an dem sie noch vor Kurzem selbst nicht geglaubt hat.

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«3 Schwestern» am Theater Basel im Webstream
aus Kultur-Aktualität vom 16.04.2020. Bild: Keystone
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Ausprobieren und scheitern

Nur die wenigsten dieser Versuche werden ein Publikum über die eigene theateraffine Bubble hinaus erreichen. Vielmehr geht es jetzt darum: Auszuprobieren und zu scheitern. Vorurteile zu überprüfen und zu lernen. Und nicht zuletzt: weiterzuarbeiten.

Viele fangen dabei nicht bei Null an: Audiotouren mit dem eigenen Smartphone, Game-Theater, in denen das Publikum als Akteur verstanden wird oder interaktive Spielanordnungen gibt es schon länger.

Welche theatralen Formate jetzt erfunden, und inhaltlich und ästhetisch überleben werden, steht derzeit noch in den Sternen.

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Im Webstream: Peter Brooks «Hamlet» von William Shakespear in Paris 2000.
aus Kultur-Aktualität vom 21.04.2020. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 47 Sekunden.

Das Publikum der Zukunft

Und das Publikum lernt mit. Denn neben der Sehnsucht, sich dereinst wieder im Theaterraum treffen zu können, kann es sich zurzeit mit den Künstlern darin üben, sich alternativen digitalen Formen zu öffnen.

Kunst im Stream

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  • Oper für zu Hause: Bis zum 01. Juni 2020 stellt das Opernhaus Zürich jedes Wochenende eine neue Aufzeichnung von Opern- und Ballettaufführungen kostenlos als Streaming, zur Verfügung. Das Angebot ist jeweils von Freitag, 18:00 Uhr bis Sonntag, 24:00 Uhr verfügbar.
  • Ballet im Wohnzimmer: Das «Grand Théâtre de Genève» lancierte «GTG Digital». Zu finden gibt es Videos zu Opern, Ballett und Interviews mit Künstlern.
  • TOBS Digital: Das Theater Orchester Biel Solothurn stellt Orchesterbeiträge und Theateraufführungen online. Kleine Videobeiträge aus dem Theater Orchester-Homeoffice gibt’s ausserdem auf Facebook.
  • Theaterstücke in voller Länge: Spectyou bietet Aufzeichnungen von Theaterproduktionen aus dem In- und Ausland – aus aktuellem Anlass schon früher als geplant.

Nicht als Ersatz für das analoge Theater, sondern als Experimentierfeld für die eigene Wahrnehmung. Wann fühl ich mich angesprochen? Wann ernst genommen? Was ist ein aktiver Zuschauer in Zeiten von und nach Corona?

Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 2.4.2020, 08:20 Uhr

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