Bekannt ist Prangins vor allem durch das barocke Schloss, dem Westschweizer Sitz des Schweizerischen Nationalmuseums. Die Pflege des Schlosses mit dem historischen Schlossgarten und der Kirche ist ein ausschlaggebender Grund, warum die Gemeinde vom Schweizer Heimatschutz ausgezeichnet wird.
Ort gibt der Gemeinde ein Gesicht
Prangins habe vor allem durch einen sorgfältigen Umgang mit dem Dorfzentrum überzeugt, erklärt der Geschäftsführer des Schweizer Heimatschutzes Stefan Kunz: «Das Dorfzentrum nimmt das kulturelle und landschaftliche Erbe der Gemeinde auf und stärkt es. Dadurch bekommt die Gemeinde ein Gesicht. Das stärkt die Identität der Gemeinde.»
Und das in einer Region, die einen immensen Bauboom erfahren hat: In den letzten vierzig Jahren hat sich die Bevölkerung von 2000 auf rund 4000 verdoppelt.
Kein Freilichtmuseum
Die historischen Gebäude im Dorfkern wurden renoviert und umgenutzt. Der ehemalige Bauernhof des Schlosses wurde zum Gemeindehaus. Darin befinden sich die Gemeindeverwaltung und der Polizeiposten, aber auch ein Lebensmittelgeschäft und eine Kinderkrippe. Zudem gibt es im Ortskern eine Bäckerei und ein Restaurant.
Diese öffentlichen Nutzungen haben dazu geführt, dass der historische Dorfkern kein Freilichtmuseum, sondern ein gesellschaftlicher Treffpunkt ist.
«Prangins zeigt, dass es möglich ist, mit einem schützenswerten Ortsbild eine zeitgemässe Situation zu schaffen, die lebt. Hier wurde dem Dorf Leben eingehaucht, mit präzisen, sorgfältigen Eingriffen ins kulturelle Erbe der Gemeinde», sagt Stefan Kunz vom Schweizer Heimatschutz.
Raum für Neues
Prangins scheut auch nicht davor zurück, weniger erhaltenswerte Gebäude abzureissen, wie den jahrhundertealten Gemeindesaal. So konnten in einer denkmalgeschützten Häuserzeile 16 Genossenschaftswohnungen entstehen.
Es seien diese kleinen Eingriffe, die eine Vision und Mut brauchten. Die Fähigkeit, sich verändern: Nicht nur zurückzublicken und zu erhalten, sondern einen Ort auch zu transformieren, in die heutige Zeit zu bringen, erklärt Stefan Kunz.
Auch die Gefahr, eine Schlafgemeinde in der Agglomeration Nyon zu werden, hat Prangins abgewendet. Prangins ging seinen eigenen Weg und ist aus dem Verbund Region Nyon ausgestiegen. Das hat für Gesprächsstoff gesorgt, vom «Prangexit» war die Rede.
Gemeindepräsident François Bryand ist jedoch überzeugt, dass es der richtige Weg war. Denn nur so konnte Prangins verhindern, Landwirtschaftsflächen umzuzonen.
Neue Wohnquartiere sind innerhalb der bestehenden Bauzonen entstanden – ebenso ein neues Schulhaus. Nur wenige Hundert Meter vom Dorfplatz entfernt. Der moderne Betonbau fügt sich harmonisch in die Landschaft ein.
Eine wohlhabende Gemeinde
Prangins hatte nicht nur klare Vorstellungen wie mit den baukulturellen und landschaftlichen Qualitäten umzugehen, sondern hat auch das nötige Geld – dank reichen Steuerzahlenden und der seit Jahren ansässigen Pharmaindustrie auf Gemeindeboden.
Rund 30 Millionen Franken habe man in den letzten zehn Jahren investiert, sagt Gemeindepräsident Bryand. Auch in die Aufwertung des ehemaligen Burggrabens zwischen der Schule und dem Dorfplatz. Er wurde in ein Naherholungsgebiet mitten im Zentrum verwandelt mit freier Sicht bis an den Genfersee.
Freiräume aufzuwerten und den historischen Dorfkern zu beleben, sei der Gemeinde besonders gut gelungen. Darum zeichnet der Schweizer Heimatschutz Prangins dieses Jahr mit Wakkerpeis aus.