«Dieses Gebäude ist wie ein Schrei nach Freiheit – nach einer Neuorientierung in Kunst und Architektur», sagt Architekt César Caicoya 1998 in der «Sternstunde Kunst» über das Guggenheim-Museum in Bilbao. Dieses hatte im Jahr zuvor, nach vierjähriger Bauzeit, eröffnet.
Der Dokumentarfilm des baskischen Regisseurs Ignaki Bizkarra rollt damals die Geschichte des Guggenheim-Museums in Bilbao auf: von der visionären Idee, an deren Erfolg lange niemand glaubt, bis zur Fertigstellung. Er zeigt, wie der sogenannte Bilbao-Effekt seinen Anfang nahm.
Eine Stadt erfindet sich neu
Der Film erzählt die Geschichte des ikonischen Gebäudes und seines Schöpfers, Frank O. Gehry. Die Geschichte einer heruntergekommenen Industriestadt im spanischen Baskenland, die sich als Kulturzentrum neu erfindet.
Eine Erfolgsgeschichte, die bis heute einmalig ist – und Bilbao zum Sinnbild des Wiederaufstiegs aus der Industrieasche macht. Das Museum hat die Stadt in den letzten 20 Jahren so sehr geprägt, dass Guggenheim und Bilbao heute oft in einem Atemzug genannt werden.
Industrieller Niedergang, kultureller Aufschwung
Bevor das Guggenheim-Museum eröffnet, gleicht die Stadt Bilbao einer Industriewüste: Die Eisenhütten und Schiffswerften sind verwaist, die ehemaligen Fabrikhallen zerfallen. Arbeitslosigkeit, Smog und Terrorismus prägen in den 1990er-Jahren das Image der Stadt. Ausgerechnet dieser Ort soll ein ehrgeiziges Kultur-Projekt beherbergen?
Thomas Krens, damaliger Direktor der New Yorker Solomon R. Guggenheim Foundation, ist anfangs alles andere als überzeugt.
Die Stiftung sucht 1991 nach einem europäischen Museumsstandort – die Verhandlungen mit anderen Städten sind gescheitert. Die Beharrlichkeit der baskischen Politiker überzeugt ihn schliesslich, dem Projekt eine Chance zu geben.
Nicht alle glauben an das Wunder
Doch auch in Bilbao sind nicht alle von der Vision eines Weltklasse-Museums begeistert. Man befürchtete eine Amerikanisierung der Stadt.
Auch am unkonventionellen Bau aus Stein, Stahl, Glas und kostbarem Titanblech schieden sich die Geister: am Stil von Frank Gehry, der mehr wie ein Bildhauer als wie ein Architekt denkt. Der ein Museum sieht, wo bloss Brache ist.
«Ein Wunder», sagt der Architekt im Film über den Guggenheim-Bau in Bilbao. Dass seine Vision damals Wirklichkeit wurde – das grenzt tatsächlich an ein Wunder.