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William Kentridge in Basel Eine Ausstellung über das Absurde, das Vielschichtige, das Andere

Apartheid, Kolonialismus, Migration: Die Geschichte Südafrikas – als multimediale Installation. Das Werk William Kentridges im Kunstmuseum Basel.

Die ersten Bilder sind unvergesslich. Es war Anfang der 1990er-Jahre, an einem Theaterfestival in Basel. Das Stück hiess «Woyzeck on the Highveld». William Kentridge hatte es mit der «Handsping Puppet Company» aus Johannesburg inszeniert.

Die Tragödie von Woyzeck wurde ins südafrikanische Hochland verlegt, Woyzeck war ein schwarzer Minenarbeiter. Die animierten Kohlezeichnungen von Kentridge haben sich damals ins Gedächtnis einer ganzen Theatergeneration eingeschrieben.

Eine Marionettenpuppe vor einer Leinwand.
Legende: Mit «Woyzeck on the Highveld» adaptierte Kentridge das berühmte Drama «Woyzeck» von Georg Büchner. imago images / ZUMA Press

Die Grenzen des Rationalen

Im Rahmen der Ausstellungseröffnung «A Poem That Is Not Our Own» stand der 64-jährige Künstler gerade im Kunstmuseum Basel auf der Bühne und trug das dadaistische Lautgedicht «Ursonate» von Kurt Schwitters vor.

Schwarze Hose, weisses Hemd, wie immer. Präzis, präsent, raumgreifend. Er habe nach seiner Schauspielausbildung schnell gemerkt, dass er als klassischer Schauspieler wenig tauge, sagt er. «Ich kann keine Rollen, sondern nur unterschiedliche Varianten von mir selbst spielen».

Porträt von William Kentridge
Legende: Künstler, Performer, Filmemacher – Universalkünstler: Williams Kentridge. Julian Salinas

Die «Ursonate» von 1932 fasziniere ihn, weil sie vorgebe, Sinn zu ergeben, dabei aber nur unsinnige Wortfragmente und Töne aneinanderreihe. Ein Zeichen dafür, dass das Rationale seine Grenzen hat und man den Schrecken der Welt am Besten mit einer Portion Absurdität begegnet.

Südafrikanische Perspektiven

Das Absurde, das Vielschichtige, das Andere: das ist Kentridges Perspektive. Seine Biographie und sein künstlerisches Werk sind untrennbar mit der Geschichte Südafrikas verknüpft.

Drei Projektionen zeigen eine Frau im Ballettrock. Ihr Geischt ist bedeckt.
Legende: In seinen Werken verschmelzen Genres wie Film und Performance: William Kentridges «Right Into Her Arms» (2016). William Kentridge

Die Ausstellung «A Poem that is Not Our Own» zieht einen Bogen durch sein multimediales Schaffen: frühe Zeichnungen aus der Zeit der Apartheid, die Bühnenbilder für die Theaterproduktion «Sophiatown» von 1989 bis hin zu den immersiven Installationen wie «More Sweetly Play the Dance», das den ganzen obersten Stock des Museums für Gegenwartskunst einnimmt.

Mit Kunst die Welt verstehen

Die Ausstellung zeigt die vielseitigen Begabungen des Künstlers. Dabei lösen sich die Grenzen der einzelnen Genres nachvollziehbar auf. Ob ein Werk noch eine Skizze für eine Arbeit oder schon selbst ein Kunstwerk ist, ist nicht immer eindeutig.

Eine junge Frau im Museum: sie steht vor Bildern, die wie ein Regenbogen angeordnet sind.
Legende: William Kentridge im Kunstmuseum Basel: «Arc/Procession: Develop, Catch Up, Even Surpass» (1990). Julian Salinas

Er würde nicht sagen, dass seine ganze Arbeit ein einziges grosses Kunstwerk sei, aber: «Wenn man die Arbeiten der letzten Jahrzehnte sieht, offenbart sich darin eine Art Langzeit-Selbstporträt».

Lokal, direkt, global

William Kentridges Kosmos entwickelt einen Sog. Seine unglaubliche Produktivität beeindruckt. Man kann sich in Klang- und Bilderwelten fallen lassen, zwischen denen es viele historische Verbindungen und ästhetische Anspielungen gibt. Gleichzeitig ist vieles auch sehr konkret und direkt.

Ausstellungshinweis

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Das Kunstmuseum Basel zeigt William Kentridges Werke in der Ausstellung «A Poem That is Not Our Own» bis am 13. Oktober 2019.

«Ich bin mir meiner Privilegien als weisser südafrikanischer Künstler immer bewusst», sagt er. «Auch die Auseinandersetzung mit diesen Privilegien und der Schuld und Verantwortung, die diese mit sich bringen, sind tief in meine Arbeit eingeschrieben».

Kentridges Schaffen ist so lokal wie universal. Es von vielen Perspektiven wahrnehmen zu können, ist selbst ein Privileg.

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