Was für eine Ikone! Caspar David Friedrichs «Wanderer über dem Nebelmeer» kennen selbst Menschen, die kein Auge für Kunst haben. Was Sie über den Maler wissen sollten, um beim Smalltalk eine gute Figur zu machen.
1. Der Mensch steht nicht im Mittelpunkt
Mit dem damaligen Trend vieler Romantiker, den Menschen in den Fokus zu stellen, wollte Caspar David Friedrich nicht mitgehen. Er gab stattdessen der Natur viel Raum. Menschen spielten in seinen Gemälden oft nur Nebenrollen, waren Randfiguren – oder wurden wie beim berühmten «Wanderer über dem Nebelmeer» nur von hinten abgebildet.
Warum wohl? Weil Figuren zu zeichnen anscheinend Friedrichs Schwachpunkt war. Zu klein geratene Köpfe, unstimmige Proportionen – da setzte der Künstler lieber auf die Natur. Die malte er offensichtlich in Perfektion.
2. Photoshop-Profi avant la lettre
Alles, was er skizzierte, hat Friedrich mit seinen eigenen Augen gesehen. In der Umsetzung nutzte er aber seine künstlerische Freiheit. Ein bezeichnendes Beispiel: Der Maler war magisch angezogen von der Klosterruine Eldena, die in seiner Heimat Greifswald steht – eines seiner Lieblingsmotive.
Diese setzte er auch mal ins Riesengebirge, das ihn ebenfalls sehr faszinierte. Damit brachte er zwei seiner Lieblingsorte zusammen – und machte daraus ein Gemälde. «Man könnte schon sagen, dass Friedrich Photoshop vorausdachte», sagt Kunsthistorikerin Susanne Papenfuss gegenüber «10vor10».
3. Disney war ein Friedrich-Fan
«Mein Bambi soll nur noch durch diese Landschaften springen», soll Walt Disney gesagt haben, als er Friedrichs Bilder sah. Auf einer Deutschlandreise 1935 kaufte Walt Disney viele Bücher, die etliche Friedrich-Abbildungen zeigten. Disney war von diesen so angetan, dass Friedrichs Kunst in seine Zeichenwelt einfliessen sollte.
So sind etwa die Wälder, durch die «Bambi» zu Beginn des Films springt, von den Fichtenwäldern des Elbsandgebirges inspiriert, die man etwa in Friedrichs «Morgennebel im Gebirge» oder in «Felsenschlucht» sieht.
4. Ruhe, bitte!
Sehnsucht, Einsamkeit, die Wenigkeit des Menschen in der allmächtigen Natur oder auch Spiritualität: Mit Friedrichs Gemälden verbindet man grosse Themen. Um diese auf die Leinwand zu bringen, brauchte der Künstler Ruhe.
Obwohl er anscheinend selbst immer mal gerne für einen Schwatz und Scherz zu haben war, suchte er in der Schaffenszeit die Stille. Selbst seine Familie schickte er dafür mal einen Monat in die Ferne. Besonders beim Malen des Himmels musste man ihn in Frieden lassen. «Man darf ihn jetzt nicht stören», soll seine Ehefrau jeweils gesagt haben. «Himmelmalen ist für ihn wie Gottesdienst.»
5. Goethe zeigte ihm die kalte Schulter
Zu düster, zu melancholisch, zu sehnsüchtig: Goethe konnte mit Friedrichs Gemälden nichts anfangen. Dabei wollte Friedrich dem Dichter unbedingt gefallen – Friedrich war ein Verehrer Goethes. Er schickte ihm permanent Gemälde nach Weimar, illustrierte gar ein Gedicht Goethes und reiste ihm nach Jena nach. Vergebens! Friedrich konnte bei Goethe nicht landen.
Jahre später soll Goethe Friedrich dann doch einen Auftrag erteilt haben. Er sollte Wolkenformen für ein Schaubild malen. Ein Annäherungsversuch, der die Distanz zwischen den Meistern nicht überwinden konnte: Wolken malen nach Anweisung war Friedrich zuwider. Zu heilig war ihm der Himmel.