Über 43 Millionen verkaufte Bücher, 33 Millionen davon im deutschsprachigen Raum – der israelische Schriftsteller Ephraim Kishon ist der meistgelesene Satiriker überhaupt. Am 23. August 2024 wäre er 100 Jahre alt geworden.
Diese Highlights aus dem Werk von Kishon lassen auch heute noch Schmunzeln.
1. «Drehn Sie sich um, Frau Lot!»
Mit Frau Lot startete Ephraim Kishon 1961 seine literarische Karriere im deutschsprachigen Raum – das Buch verkaufte sich in Deutschland millionenfach. Mit satirischem Blick auf die moderne jüdische Gesellschaft spottet Kishon über menschliche Schwächen, ausufernden Bürokratismus oder allgemeine Unzulänglichkeiten des Lebens in Israel.
Zur Eröffnung des ersten Supermarktes in Tel Aviv schreibt Kishon warnend, die Brieftasche daheim zu lassen, «um dem Schicksal einiger unserer Nachbarn zu entgehen, die an einem einzigen Einkaufsnachmittag Bankrott gemacht hatten». Stattdessen führt er seinen Erstgeborenen in den Supermarkt, die Stätte, die er als «Zeichen unserer kulturellen Verbundenheit mit dem Westen» bezeichnet.
2. «Der Blaumilchkanal»
«Blaumilch» ist der Titel einer Satire, eines Hörspiels und einer Verfilmung. Basierend auf einer Humoreske aus den 1950ern wurde die Geschichte 1971 in Deutschland als Buch veröffentlicht. Darum geht's in der Bürokratie-Satire: Kasimir Blaulicht, Protagonist mit psychischer Störung, reisst Tel Avivs wichtigste Strasse mit einem Presslufthammer auf – die Polizei sperrt ab, Anwohnende beschweren sich.
Es beginnt eine (ergebnislose) Ursachensuche durch die Behörden-Hierarchie. Derweil erreicht Blaumilch hämmernd das Meer und Wassermassen ergiessen sich in die Stadt. Der Bürgermeister eröffnet stolzgeschwellt den neuen «Innenstadtkanal», Tel Aviv wird «Venedig des Nahen Ostens». So weit, so gut? Für einen Behördenmitarbeiter, der die Absurdität durchschaut, endet die Story mit der Einlieferung in die Psychiatrie.
3. «Sallah Shabati»
1964 setzte sich Ephraim Kishon mit «Sallah Shabati» selbst ein Denkmal. Er gilt als erfolgreichster Film Israels – immerhin zog er 1,3 Millionen Zuschauer in die Kinos, brachte zwei Golden Globes und eine Oscar-Nominierung. Es geht um den jemenitischen Juden Sallah Shabati, der aus der Diaspora nach Israel kommt. Unangepasst an die europäisch-geprägte Kultur des frisch gegründeten Staates versucht er an Geld für eine Wohnung zu gelangen.
«Seinen Kampf mit dem modernen technischen Leben und die Schwierigkeiten des jungen Staates schildert der Film mit liebenswürdiger Selbstkritik», meint das Lexikon des internationalen Films dazu. Dass die mitunter respektlose und spöttische Darstellung zentraler zionistischer Institutionen nicht bei allen Kinobesuchern auf Wohlwollen stiess, tat Kishons Beliebtheit keinen Abbruch.
4. «Der Fuchs im Hühnerstall»
Kishons erster Roman: Während einer Endlosrede bekommt der Staatsmann Amitz Dulnikker einen Herzanfall. Zur Erholung wird ihm geraten, in die Schweiz zu reisen. Da er Israel nicht verlassen möchte, zieht es ihn eben in das abgelegenste und friedlichste Dorf seines Landes: einen Ort, an dem man weder ihn noch Elektrizität, Verwaltung und Zeitungen kennt.
Das ruhige Dorf provoziert den Erholungsuchenden dermassen, dass er nun an der «ideologischen Genesung» der Dorfbevölkerung arbeitet. Aus der Begegnung Kishons mit dem neuen Staatsgebilde Israel entwickelt, ist «Der Fuchs im Hühnerstall» von 1969 eine bis heute gültige Satire über Staat, Demokratie und deren Versagen.