Ein Gericht in Simbabwe hat die vielfach preisgekrönte Autorin Tsitsi Dangarembga am 29. September schuldig gesprochen. Sie wurde zu sechs Monaten auf Bewährung – ausgesetzt für fünf Jahre – verurteilt. Ausserdem muss sie eine Strafe von 70'000 simbabwischen Dollar (rund 200 Franken) zahlen.
International hat Dangarembga viele Preise erhalten, letztes Jahr etwa den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In ihrem Heimatland, in Simbabwe, wurde ihr jedoch über Monate hinweg der Prozess gemacht. Grund war die Teilnahme an einer regierungskritischen Demonstration.
Dangarembgas Verlegerin in Berlin, Annette Michael, ordnet das Urteil ein.
SRF: Was bedeutet das Strafmass für Tsitsi Dangarembga? 200 Franken klingen harmlos.
Annette Michael: Das war ehrlich gesagt auch meine erste Reaktion. Aber wenn man das Urteil genau anschaut, bedeutet das, dass sie sich fünf Jahre lang politisch nicht äussern darf. Sie wird also quasi für fünf Jahre mundtot gemacht. Wenn sie sich trotzdem äussert, droht ihr sofort eine Gefängnisstrafe.
Hatten Sie seit dem Schuldspruch Kontakt mit ihr?
Ich stehe im Kontakt mit Ihrem Mann Olaf Koschke, der uns eine Erklärung von Tsitsi Dangarembga und der mitangeklagten Julie Barnes hat zukommen lassen. Darin schreiben sie zum Urteil, dass es in Simbabwe zwar eine verfassungsmässig verbriefte Meinungsfreiheit gibt, aber eben keine Freiheit der Meinungsäusserung.
Und dass sie weiter friedlich für Freiheit, Gerechtigkeit und ein Leben in Würde eintreten werden. Das legt die Vermutung nahe, dass sie nicht gewillt sind, sich mundtot machen zu lassen.
Damit nimmt Dangarembga in Kauf, dass sie ins Gefängnis kommt?
Das tut sie auf jeden Fall. Ich gehe davon aus, dass sie in Revision gehen und versuchen wird, gegen das Urteil vorzugehen. In einem Land wie Simbabwe weiss man natürlich nicht, wie das ausgeht und ob man eine Chance hat.
Aber es scheint, dass Dangarembga und Barnes kämpferisch sind und nicht bereit sind, jetzt aufzugeben.
Dangarembga ist mit einem Deutschen verheiratet, mit dem Sie Kontakt haben. Warum hat sie sich eigentlich nicht für ein Exil in Deutschland entschieden?
Sie sagt immer, sie sei in Simbabwe ein besserer Mensch. Sie fühlt, dass sie dort etwas zur Verbesserung der Zustände beitragen muss. Und sie ist nicht gewillt, sich ins Ausland drängen zu lassen.
Ich glaube, man muss das Urteil auch so sehen: Es ist in der Konsequenz ein Versuch, eine unliebsame politische Stimme, die für Reformen und Verbesserungen in Simbabwe eintritt, aus dem Land zu drängen.
Könnte es auch sein, dass Tsitsi Dangarembga sich in Zukunft nicht mehr äussert?
Nein. Ich gehe davon aus, dass sie nicht aufgibt. Sie hätte sich schon lange einen leichteren Weg suchen können. Aber das tut sie nicht – und das wird sie auch in Zukunft nicht tun.