«Kriminelle sind ein abergläubischer, feiger Haufen. Meine Verkleidung muss sie in Schrecken versetzen. Ich muss eine Kreatur der Nacht sein, schwarz, schrecklich...»
Mit diesen Worten entschied sich Bruce Wayne vor 80 Jahren, nachts als Fledermaus verkleidet auf Verbrecherjagd zu gehen. Der Text stammt aus einer der ersten Geschichte des «Batman».
Tausende Geschichten
Erfunden haben die Figur Bob Kane und Bill Finger. Seit seinem ersten Auftritt in der 27. Ausgabe der Comic-Reihe «Detective Comics» am 30. März 1939 sind tausende Batman-Comics erschienen, es gibt zahlreiche Kinofilme, TV-Serien und Videogames.
Die Figur wurde in den 80 Jahren laufend verändert und immer wieder neu erfunden. Dennoch haben grundlegende Merkmale der Figur immer noch bestand, sagt Batman-Kenner Lars Banhold.
Bei seinem ersten Auftritt sei Batman eine Machtfantasie gewesen, sagt Banhold: «Ein Typ, der sich eine Maske aufsetzt und mit Fäusten komplexe Probleme löst.» Das ist Batman auch heute oft noch.
Ständig anders, immer gleich
Viele bekannte Elemente seien schon im ersten Batman-Heft vorhanden gewesen, sagt Banhold: «Batman ist der Playboy Bruce Wayne, er trägt das berühmte Kostüm und ist mit Commissioner Gordon befreundet.»
Diese grundlegenden Elemente wurden über die Jahre erweitert und angepasst. «Es gibt eine Sammlung von Batman-typischen Elementen. Aber jedes dieser Elemente kann entfernt werden, und es bleibt trotzdem Batman», erklärt Banhold.
So gebe es Geschichten, in denen Batman nicht Bruce Wayne ist. Und solche, in denen Bruce Wayne nicht Batman ist. Manchmal habe er Superkräfte, oder er sei ein Schurke.
Ein Batman für jede Gelegenheit
Diese Wandelbarkeit hat viel zur Langlebigkeit von Batman beigetragen. So konnte sich die Figur immer wieder an den Zeitgeist anpassen. Der Ton der Geschichten änderte sich nach Bedarf – mal waren sie bunt und familienfreundlich, dann wieder düster und brutal.
Es geht bei diesen verschiedenen Versionen nicht nur darum, die Figur an den jeweiligen Zeitgeist anzupassen, sondern auch um die Erschliessung verschiedener Zielgruppen.
So existieren verschiedene Versionen von Batman auch gleichzeitig: «Es gibt Batman-Spielzeug für Kinder im Vorschulalter und von da an in jedem Medium – für jedes Alter und für jede Vorliebe», sagt Batman-Experte Banhold.
Ein Multimilliardär wie du und ich
Bei all diesen Unterschieden ist es schwierig auszumachen, was denn nun wirklich die Faszination der Figur ausmacht. Möglicherweise hat es damit zu tun, dass Batman keine Superkräfte hat. Er ist kein übermenschlicher Held wie zum Beispiel Superman, sondern ein normaler Mensch.
Dieser Eindruck trügt. Es gebe einen Widerspruch in der Wahrnehmung, sagt Banhold. Denn Bruce Wayne sei eigentlich gar kein normaler Mensch: «Er ist ein Multimilliardär mit dem Aussehen eines Topmodels, ein unbesiegbarer Ninja, ein Erfinder, Detektiv, Psychologe und, und, und...».
Dennoch erscheine er als Underdog, dem das Leben angeblich übel mitgespielt habe. «Das ist ein Grund für den Erfolg der Figur: Batman ist Wunscherfüllung, weil er alles ist, was man selbst sein möchte. Er ist aber auch Identifikationsfigur, weil er, zumindest scheinbar, genauso leidet und entfremdet ist wie man selbst.»
Ein Superheld, der leidet: Es sind die Widersprüche, die Batman interessant machen. Ein strahlender Held mit dunklen Seiten. Er ist immer noch, wie bei seinem ersten Auftritt vor 80 Jahren, eine Kreatur der Nacht.