Sie heissen Paula, Judith, Brida, Marika und Jorinde. Sie stammen aus dem Osten Deutschlands und stehen mitten im Leben. Sie haben einen Partner oder gerade nicht, sie haben Kinder oder auch keine, sie leben ihre Beziehungen und wissen oftmals nicht, wozu eigentlich.
Dann passiert der Ernstfall: Ein Kind stirbt, jemand wird nicht schwanger, ein Partner entfremdet sich oder hat eine andere Frau. Die Liebe steht auf dem Prüfstand.
Liebe in der Krise
In fünf Geschichten spielt Daniela Krien die Irrungen und Wirrungen gemeinschaftlichen Lebens durch. Sie schickt ihre Figuren in Krisensituationen und schaut, was dann passiert. Denn ob etwas Liebe ist oder nicht, zeigt sich erst, wenn es ums Eingemachte geht.
Dabei schält Daniela Krien die Eigenarten ihrer Generation heraus und stellt fest, dass Dinge wie Beständigkeit und Ausharren kaum Konjunktur haben. Im Gegenteil: Heute trennt man sich in der Regel.
Trennt man sich trotz grosser Schwierigkeiten nicht, muss man sich dafür oftmals rechtfertigen. Daniela Krien zeigt den Hang zur Trennung als gesellschaftliches Phänomen.
Alles muss gehen
Die Frauen, die sie beschreibt, kommen mit all den Möglichkeiten nicht zurecht, die sie heute haben. Kinder, Karriere und zuhause noch Kunst machen. Alles muss gehen. Alles müssen sie wollen. Alles am besten gleichzeitig.
Bleibt eine Frau zu Hause, weil sie ihre Zeit lieber mit ihren Kindern verbringen will als auf irgendwelchen Vorstandsetagen, gilt sie als unemanzipiert. Oder als Opfer ihres Mannes, der auf ihre Kosten Karriere macht.
Nichts ist sicher
Daniela Krien verzichtet darauf, diese Dinge zu beklagen. Überhaupt hat dieser Roman nichts Moralisches oder Belehrendes. Er zeigt einfach, was es zu zeigen gibt.
Was man beobachten kann, wenn man selbst mitten im Leben steht. So wie Daniela Krien, die schreibt, in einer Beziehung lebt, zwei Kinder grosszieht, wovon eines schwer behindert ist und sehr viel Pflege braucht. Daniela Krien weiss, wovon sie spricht.
Man muss wieder aufstehen
Sie weiss es auch in Bezug auf den Osten Deutschlands. Sie stammt selbst von dort und hat als Teenager den Mauerfall erlebt. Seither weiss sie, dass nichts sicher ist. Daniela Krien bedauert das nicht. Im Gegenteil. Aber sie hat gelernt, dass man sich selbst helfen muss. Dass kein Weg daran vorbeiführt, wieder aufzustehen.
Die fünf Frauen im Roman können das auch. So kommt jede von ihnen am Schluss in eine Situation, in der es wieder Hoffnung gibt – und eine Chance.
In Krisensituationen erkennen Westdeutsche selten eine Chance, sagt Daniela Krien. Das sei schade. So sind es vor allem jene aus dem Westen, denen dieses Buch etwas beibringen kann.