- Die Idee zu seinem neuen Roman «Elefant» kam Martin Suter bereits vor einigen Jahren während eines wissenschaftlichen Kongresses.
- Martin Suter will mit dem Roman nicht vor moderner Wissenschaft warnen: «Ich bin Schriftsteller, nicht Politiker.»
- Die Geschichte um einen kleingezüchteten Elefanten bringt verschiedene Handlungsstränge ins Rollen – und beweisst: Suter ist ein perfekter Unterhalter.
Ein Hinweis mit Folgen
Es war eine Bemerkung am Rande eines Alzheimerkongresses, die Martin Suter zufällig aufgeschnappt hatte: Ein Forscher erwähnte damals, dass es gentechnisch möglich wäre, einen winzigen rosaroten Elefanten zu erzeugen.
Dieser Satz blieb im Hirn des Schriftstellers haften – jahrelang: «Ich wusste, dass ich daraus einmal einen Roman machen würde.» Jetzt hat er dieses Vorhaben umgesetzt.
Unterhaltung statt Botschaft
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So können also Bücher auch entstehen. Es erübrigt sich eine Frage, die Martin Suter in diesen Tagen immer wieder von Reportern zu hören bekommt: Ob er vor den Gefahren der modernen Wissenschaft warnen wolle?
Nein, Suter versteht sich nicht als Autor mit einer Botschaft. Da macht er sich und seinem Publikum nichts vor. «Ich bin Schriftsteller, nicht Politiker», betont er. Seinen Job sieht er primär darin, seine Leserinnen und Leser optimal zu unterhalten.
Wenn Stoffe dann in einzelnen Köpfen noch nachwirken – über die letzte Seite hinaus – dann freut es ihn. Suchen tut er es nicht. Was für ihn zählt, ist die gute Geschichte.
Werbemaskottchen für Gentechnologie
Seine Geschichte ist auch diesmal tatsächlich gut: Aus dem Genmix einer Schweizer Laborratte und einem asiatischen Elefanten gelingt einem experimentierenden Tierarzt tatsächlich die Weltsensation:
«Ein perfekt geformter Elefant. Keine zwanzig Zentimeter hoch. Er war pink. Und ein heiliger Schein ging von ihm aus.»
Dieses wertvolle Wesen hat nicht nur das Zeug, seinen Besitzer steinreich zu machen, sondern markiert auch den Anfang eines neuen Zeitalters, in dem Säugetiere beliebig designt werden können:
«Barisha war der bisher spektakulärste Beweis für diese Machbarkeit. Und nicht nur das. Sie war auch ein entzückendes Werbemaskottchen für deren Wünschbarkeit und Harmlosigkeit.»
Ein Elefant bei Obdachlosen
Kein Wunder weckt dieser leuchtende Bonsai-Elefant die Gier: Und so gerät er in immer neue Hände und landet sogar bei Zürcher Obdachlosen.
In Barishas Windschatten entstehen überraschende Liebesverhältnisse, mysteriöse Unfälle geschehen und scheinbar Gestrandete finden neue Aufgaben.
Martin Suter hat sich im Vorfeld nicht nur intensiv mit den Lebensgewohnheiten der Elefanten beschäftigt, sondern sich auch genau darüber informiert, wie weit die Wissenschaft in diesen Genmanipulationen bereits fortgeschritten ist. Er ist überzeugt, dass sich seine Geschichte schon gefährlich nahe an der heutigen Realität bewegt.
Eine Bitte an die Tochter
In Büchern mag Barisha die Herzen entzücken, im wirklichen Leben sollte man solchen Fabelwesen besser mit Skepsis begegnen. Und sie gar nicht erst ins Haus lassen.
Bei Familie Suter jedenfalls, das betont der Bestsellerautor mit einem Schmunzeln, «wird eine solche Kreatur definitiv nie Unterschlupf finden.» Deshalb endet dieser Roman auch mit einer persönlichen Schlussbemerkung:
«Und ich bitte meine Tochter Ana um Verständnis, dass ich ihr nie einen kleinen lebenden rosa Elefanten schenken werde.»