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Lesetipps für den Sommer aus dem Literaturclub
Aus Literaturclub vom 25.06.2024.
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Buchtipps von Daniel Rohr «Grosse russische Autoren gehen mir immer noch nah»

Seit 20 Jahren leitet Daniel Rohr das Theater Rigiblick in Zürich – und verbindet dort als Regisseur und Schauspieler seine Leidenschaften Literatur und Musik. Seine Liebe zu Büchern entdeckte er als «kleiner Stöpsel» in der Bibliothek. Und diese ging so weit, dass er sich wegen eines russischen Klassikers die Haare abrasiert hat.

Daniel Rohr

Daniel Rohr

Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter.

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Daniel Rohr leitet seit bald 20 Jahren das Theater Rigiblick in Zürich. Seine Spezialität ist die Verbindung von Literatur und Musik («Faust», «Fahrenheit 451», «Woodstock»). Dort steht Daniel Rohr regelmässig auch als Schauspieler und Sänger auf der Bühne.

SRF: Daniel Rohr, warum lesen Sie?

Daniel Rohr: Ich habe schon als kleines Kind gelesen, gelesen, gelesen, gelesen. Ich liebe es, in andere Welten einzutauchen. Mich mit Sprache auseinanderzusetzen. Geschichten zu suchen, die ich weitererzählen kann.

Welches ist Ihr liebstes Buch?

Wenn ich schon etwas sagen müsste, wäre es eine «liebste Reihe». Jorge Luis Borges in «Die Bibliothek von Babel» die Perlen der Weltliteratur herausgegeben, zum Beispiel Franz Kafka und Gustav Meyrink. Aber auch Autoren, die ich vorher nicht kannte: Pu Songling etwa oder Nathaniel Hawthorne.

Welches Buch hat Ihre Liebe zum Lesen eröffnet?

Als kleiner Stöpsel bin ich immer in die Dorfbibliothek gelaufen. Denn ich habe schon als Kind immer Märchen, Zwergen, Feen, Elfen geliebt. Da gab es eine Reihe, die hiess «Pünkelchen», mit unzähligen Bänden. Ich hab eines nach dem anderen verschlungen. Das lag in der Bibliothek jeweils schon auf dem Tisch, wenn ich am nächsten Mittwoch wieder kam.

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Ganz Persönlich: Schauspieler Daniel Rohr
Aus Gesichter & Geschichten vom 05.12.2022.
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Ein Buch, das Sie immer wieder zur Hand nehmen?

«Der Meister und Margarita» von Bulgakow. Das kann ich immer wieder lesen. Es ist von so einer Tiefe und einer grossen Kunst! Unter Schmerzen geschrieben in einer unglaublich schwierigen Zeit. Ich bewundere dieses Werk zutiefst.

Ein Buch, bei dem Sie laut lachen mussten?

«Bummel durch Europa» von Mark Twain. Twain hatte einen Schreibstau und machte sich dann auf eine grosse Reise nach Europa. Er erzählt auf fabelhafte Weise, wie er auf die Rigi geht oder wie er in Zermatt einen kleinen Berg, wirklich ein Nichts, besteigt – heute der Riffelberg, die erste Station der Seilbahn. Es ist zum Brüllen grossartig und intelligent.

Ein Buch, das Sie gerne Kindern vorlesen?

Ich liebe Kinderbücher und Jugendbücher! Wenn es um kleinere Kinder geht, wäre es «Der kleine Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat». Und für grössere Kinder würde ich immer noch «Die Brüder Löwenherz» von Astrid Lindgren auswählen.

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Wer ist Daniel Rohr?
Aus Literaturclub vom 25.06.2024.
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Ein Buch, dem sie mehr Leserinnen und Leser wünschen?

«Aisopos» – das grossartige Epos von Arnolt Bronnen. Ein Buch über die Liebe, ein Buch über Klassenkampf. Es geht um den Fabeldichter Äsop, der bereits im alten Griechenland gegen die Herrschenden ankämpft.              

Ein Buch, das die Welt von heute erklärt?

«Views» von Marc-Uwe Kling. Ein sehr aktueller Thriller, der sich mit KI auseinandersetzt.                

Was die grossen russischen Autoren geschrieben haben, geht mir immer noch tief und nah.

Welches Buch hätten Sie gerne selbst geschrieben?

«Auf der Suche nach Peter Pan» vom Schweizer Zeichner Cosey, der für mich der grösste lebende Comic-Künstler ist. Es ist ein Buch über das Wallis, über einen Falschmünzer – und ich würde gerne so zeichnen und malen können.

Welche Figur aus einem Buch fällt Ihnen immer wieder ein?              

Raskolnikow aus «Schuld und Sühne» von Dostojewskij. Ich habe das Buch mit 21 oder 22 gelesen und habe mir daraufhin die Haare abrasiert, weil diese Figur mich so ergriffen hat. Es ist ein Jammer, dass Europa nun die Verbindung zum Kulturland Russland verloren hat. Denn das, was die grossen russischen Autoren geschrieben haben, geht mir immer noch tief und nah.

Das Gespräch führte Markus Tischer.

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SRF 1, Literaturclub, 25.6.2024, 22:25 Uhr. ; 

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