Bis an die Decke sind die Bücherregale vollgestopft in der luxuriösen Altbauwohnung von Jean-Marc Probst: «Kleine Prinzen» so weit das Auge reicht. Über 4500 Exemplare in über 350 Sprachen. Jedes Buch ist fein säuberlich nummeriert.
Wertvolle Erstausgaben
Die besonders wertvollen Erstausgaben von 1943 sind in einem Glasschrank. Dazu gehört zum Beispiel eins der zehn französischen Bücher, die damals nicht in den Verkauf gingen. Dass es sich um ein Original handle, sei unter anderem an einem kleinen Druckfehler auf Seite 63 zu erkennen, sagt Jean-Marc Probst.
Insgesamt erschien «Le Petit Prince» am 6. April 1943 auf Französisch 260 Mal und 525 Mal auf Englisch beim Verlag Reynal and Hitchcock in New York.
Der Anfang der Sammlung
Jean-Marc Probst hat seinen ersten «Petit Prince» mit 17 Jahren von seinem Lehrer geschenkt bekommen, als er in einem Internat im Wallis war. Der Lehrer sei später Pfarrer geworden – das sei vielleicht ein kleines Zeichen, glaubt Jean-Marc Probst.
Denn auch wenn der kleine Prinz kein religiöses Buch sei, gehe es um spirituelle Fragen, universelle Werte und zeitlose Themen wie Respekt, Freundschaft und Tod.
Dies erkläre auch den weltweiten Erfolg des Buches mit geschätzten 55 Millionen gedruckten Ausgaben.
Das Sammelfieber hat Jean-Marc Probst gepackt, als er als Student der ETH Zürich auf Weltreise war und in Tokio «Le Petit Prince» auf Japanisch entdeckte. Er habe von da an begonnen, das Buch überall, wo er hinkam, in allen auffindbaren Sprachen zu kaufen.
Unschätzbarer Wert
Beruflich stieg Jean-Marc Probst in die familieneigene Baumaschinen-Firma ein. Der 61-jährige gehört mittlerweile zu den einflussreichsten Westschweizer Unternehmern.
Die Leidenschaft gehört aber dem «Kleinen Prinzen». Zum Gesamtwert der Sammlung schweigt Jean-Marc Probst. Allein für Erstausgaben werden bei Versteigerungen mehrere Zehntausend Franken geboten.
Für Jean-Marc Probst hat ein Exemplar im Tessiner-Dialekt einen besonderen Wert, weil es ein Unikat ist. Seine drei Söhne liessen diese Übersetzung für seinen 50. Geburtstag machen. Später erschien der kleine Prinz offiziell im Tessiner-Dialekt.
Stiftung für den «Petit Prince»
Vor fünf Jahren hat Jean-Marc Probst in enger Zusammenarbeit mit den Erben von Saint-Exupéry eine Stiftung gegründet. Private Geldgeber und der Kanton Waadt finanzieren weitere Übersetzungen und unterstützen ihn, ein Zentrum zu eröffnen, wo die Sammlung öffentlich zugänglich wird.
Zu bestaunen wird dann zum Beispiel auch ein Exemplar mit einer Widmung des Revolutionärs Che Guevara sein. Jean-Marc Probst legt viel Wert darauf, dass in einer Biografie über Che stehe, dass dieser das Buch nicht nur verschenkt, sondern auch gelesen habe.
Spezielle Exemplare
Die Sammlung umfasst unzählige besondere Ausgaben. Wie zum Beispiel eine in Blindenschrift mit dreidimensionalen Zeichnungen, andere mit speziellen Anmerkungen für Legastheniker oder Autisten oder die allerkleinsten Ausgaben, die gerade einmal ein paar Zentimeter gross sind und doch den gesamten Text beinhalten.
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Die Sammlung wächst weiter. «Aktuell sind wir auf der Suche nach einem Buch, das im Iran auf Kaschgai erschienen ist», sagt Jean-Marc Probst. Sobald er dieses Exemplar gefunden hat, wird er auch diesen «Kleinen Prinzen» mit einer Nummer versehen und – wie alle Ausgaben der Sammlung – auf seiner Internetseite auflisten.