Ernst Eggimann schrieb aufrührerische, kritische, sprachspielerische Literatur in Berndeutsch. Er gehörte dadurch zusammen mit Kurt Marti und Ernst Burren zu den Pionieren der sogenannten «modern mundart».
Urvater des Spoken-Word
Heute bezeichnen viele Spoken-Word-Poeten Ernst Eggimann als Urvater ihrer Kunst. Hinzugekommen ist seit Eggimanns Zeiten zwar die Bühne, die Performance, das gesprochene Wort. Formal und inhaltlich stehen die jüngeren Dichter aber ganz klar in seiner Tradition.
Ernst Eggimann war zuerst Sekundarlehrer in Langnau im Emmental. Von 1986 bis 1997 war er Grossrat und Mitglied des Kantonsparlaments. Im Lexikon der Berner Schriftstellerinnen und Schriftsteller schreibt Ernst Eggimann 1994 über sich selber: «Als ich Gedichte schrieb, mystische und solche in Mundart, hatte ich immer wieder das Bedürfnis, dem Elfenbeinturm zu entkommen, um der Wirklichkeit näher zu sein. Nun bin ich Politiker geworden und frage mich manchmal, was bei den Ritualen, die im Rat gespielt werden, mit der Wirklichkeit etwas zu tun hat. Wie, wenn das Dichten doch eine realistischere Tätigkeit wäre?»
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Der Gümliger Komponist Willy Schnyder bestätigte am Donnerstag auf Anfrage eine Meldung der «Berner Zeitung» vom gleichen Tag und sagte, Eggimann sei schon lange schwer krank gewesen. Dennoch komme für ihn Eggimanns Tod unerwartet. Schnyder hatte 2012 im Rahmen des Programms «Eggi Maa – Rundi Frou» Texte des ehemaligen Langnauer Lehrers Eggimann auf die Bühne gebracht.
Sendung: Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 18.6.2015, 12:00 Uhr