Fritz Zaugg hatte eine spür- und hörbare Neigung für Figuren, die quer in der Landschaft stehen. Nicht zufällig mochte er Leute wie Karl Valentin, Daniil Charms, Friedrich Glauser, Hermann Burger oder den Schaffhauser Humoristen Fritz Sauter, den er entdeckt hat: Zu ihnen allen gibt es Hörspiele von Fritz Zaugg.
Die «Dreifaltigkeit des Schweizer Radiokrimis»
Angefangen hatte alles 1989, als es den passionierten Homme de Lettres in die Abteilung Hörspiel von Schweizer Radio DRS 2 zog, zuerst nach Basel, drei Jahre später nach Zürich. Dort angekommen löste Zaugg mit der Reihe «Chnebelgrinde» eine produktive Welle aus: Knorrig schräge Mundart-Hörspiele, von denen es «Der Olympiafähndler» bis nach Berlin an den Prix Europa schaffte und dort die Auszeichnung «Best European Radio Drama of 1997» holte.
Ein weiteres Beispiel von Zauggs Produktivität sind die sieben Musil-Krimis. Mit der Erfindung des kauzigen Privatdetektivs Franz Musil hat Zaugg der Radio-Schweiz das gegeben, was für Venedig Guido Brunetti oder für Paris Jules Maigret ist.
Zu diesem Erfolg hat auch ein guter Freund aus der gemeinsamen Zeit an der Schauspiel Akademie Zürich beigetragen: Ueli Jäggi war als Franz Musil ein Ereignis und machte das Trio Fritz Zaugg, Franz Musil & Ueli Jäggi zur «Dreifaltigkeit des Schweizer Radiokrimis».
Satire muss sein
Fritz Zaugg mochte das Mittelmässige, Lauwarme nicht. Lieber waren ihm Ecken, Kanten und harte Schnitte. Er bewegte sich gerne an den Grenzen und manchmal auch darüber hinaus. Das verbindete ihn mit der Satire, für die er als Leiter der Redaktion Hörspiel und Satire seit 2002 verantwortlich war und die ihm zeitlebens – auch als Mensch privat – geradezu unverzichtbar war.
Als wacher Zeitgenosse war ihm auch der Bezug zum Leben hier und jetzt immer wichtig. So griff er in seinen Hörspielen aktuelle Themen auf: den Golfkrieg im Jahr 1991, die Bankenkrise – oder er schickte das Schweizervolk mit einem Millleniums-Schreckmümpfeli schlafen.
Entwicklungshilfe jeder Art
Ebenso essentiell war ihm der Blick in die Zukunft: Er förderte junge Autoren suchte den Kontakt mit der Spoken-Word-Szene und gründete neue Formate für die Satire.
In der Humor-Abteilung beim Schweizer Radio SRF bleibt die «Ära Zaugg» in Erinnerung als die Jahre, in denen Wortkünstler wie Gabriel Vetter, Bänz Friedli, Pedro Lenz, Stefanie Grob oder Thomas C. Breuer ihren festen Platz am Mikrofon bekommen haben.
Der Homme de Lettres als Unternehmer
Fritz Zaugg selber sagte einmal, dass er auch Nationalökonomie hätte studieren können. Das interessiere ihn: strategische Fragen, unternehmerische Innovation, ein Qualitätsprodukt herstellen und unter die Leute bringen.
Tatsächlich, neue Ideen sprudelten nur so aus ihm heraus: «Schreckmümpfeli»-Nächte auf verschiedenen Schweizer Seen, Live-Hörspiele vor Publikum, öffentliche Satire-Veranstaltungen. Er verstand Hörspiel nicht als etwas schalldicht Isoliertes, sondern suchte bewusst die Öffentlichkeit. Auch über die Landesgrenzen hinaus, zum Beispiel mit Zusammenarbeiten für den Salzburger Stier oder mit gemeinsamen Satire- oder Hörspielproduktionen mit dem SWR.
So formte er über die Jahre eine künstlerische Familie, die gleichermassen literarisch hochstehende als auch spannende und unterhaltsame Hörspiele schuf. Mit seiner Leidenschaft für das Wort und seiner Liebe zum Detail gelang es ihm, das Hörspiel von SRF auf ein Niveau zu heben, das international grosse Anerkennung gefunden hat.