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Die Ausstellung «Helvetismen – Sprachspezialitäten» im Centre Dürrenmatt
Aus Kultur-Aktualität vom 12.04.2019. Bild: Centre Dürrenmatt / © Eduard Rieben
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Dürrenmatt und das Hochdeutsch Höher konnte und wollt er nicht

Friedrich Dürrenmatt benutzte gerne typisch schweizerische Ausdrücke. Seine Helvetismen verteidigte er vehement – aber auch humorvoll. Das zeigt eine Ausstellung in Neuenburg.

Als Friedrich Dürrenmatt einmal in Deutschland eine Rede hielt und aufgefordert wurde, Hochdeutsch zu sprechen, entgegnete er: «Ich kann nicht höher!»

Nicht nur beim Sprechen, auch in seiner Literatur entschied sich Dürrenmatt oft für die schweizerische Sprachfarbe und die Eigenheiten des Dialekts.

Vom Mund aufs Papier

Für Dürrenmatt war Sprache Material. Material, das er in den Mund nahm, formte, niederschrieb, verwarf und neu erfand. Ganz selbstverständlich flossen daher in seine Dramen und Prosawerke Helvetismen ein.

«Ich schreibe ein Deutsch, das auf dem Boden des Berndeutschen gewachsen ist», heisst es in seinem Essay «Zu einem Sprachproblem».

Romulus frühstückt nicht

Legendär ist der Dialog zwischen Kaiser Romulus und Kammerdiener Pyramus in Dürrenmatts Theaterstück «Romulus der Grosse». Ein Schauspieler hatte sich bei der Probe über den Ausdruck «Morgenessen» mokiert.

Darauf fügte Dürrenmatt einen kurzen Dialog ein, in dem Romulus vom «Morgenessen» spricht und sein Diener ihn korrigiert: Es heisse «Frühstück». Romulus beharrt auf seiner Wortwahl: «Das Morgenessen. Was in meinem Hause klassisches Latein ist, bestimme ich.»

Ein Mann sitzt an Tisch und frühstückt, zwei Männer sehen ihm zu.
Legende: Romulus beim Morgenessen während der Uraufführung am Schauspielhaus Zürich 1957. Centre Dürrenmatt / Fotografie: René Haury / ©Stadtarchiv Zürich

Eine Episode, die Dürrenmatts Einstellung zum Hochdeutschen und zur geschriebenen Sprache treffend charakterisiert.

Mundart: eine Bereicherung

Seine Helvetismen waren Dürrenmatt so wichtig, dass er sich vehement dagegen wehrte, wenn deutsche Lektoren oder Regisseure sie übersetzen oder streichen wollten.

Als 1985 sein Roman «Justiz» im Wochenmagazin «Stern» vorabgedruckt wurde und man die Helvetismen aus dem Text strich, kam es sogar zum Prozess.

Für Dürrenmatt waren die Helvetismen Teil einer gelebten Kultur. «Die Spannung zwischen Mundart und Schriftdeutsch war für ihn eine Bereicherung, nicht eine Behinderung», sagt Michael Fischer, der im Centre Dürrenmatt in Neuenburg eine Ausstellung zu Helvetismen eingerichtet hat.

Die aktuelle Ausstellung

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Legende: Centre Dürrenmatt / kong.gmbh – funktion gestaltung

Die Ausstellung «Helvétismes» im Centre Dürrenmatt in Neuenburg (bis 21. Juli 2019) zeigt, wie vielfältig Helvetismen daherkommen: von Dürrenmatt-Anekdoten und deftigen Sprachspezialitäten bis zu Bundeshaus-Debatten und Spoken-Word-Poesie.

«Dürrenmatt ging es darum, das Schweizerdeutsche aufzuwerten. Helvetismen waren für ihn genauso Deutsch wie hochdeutsche Ausdrücke.»

Brissago und Bernerplatte

In den früheren Werken spielt Dürrenmatt noch zurückhaltend mit Dialektausdrücken, später setzt er die Helvetismen sehr bewusst ein. Vor allem da, wo seine Texte ein gewisses Lokalkolorit, eine Stimmung, ein Gefühl für einen Landstrich heraufbeschwören sollen.

In der Erzählung «Die Mondfinsternis» von 1981 raucht der Gemeindeschreiber etwa eine Brissago, an der landwirtschaftlichen Ausstellung spielt eine Ländlerkapelle und im Restaurant «Bären» werden Bernerplatten und Rösti aufgetischt.

Dank Dürrenmatt im Wörterbuch

Der Erfolg von Dürrenmatts Dramen führte zur Anerkennung der Helvetismen. Sie erhielten die literarische Weihe – und fanden so auch den Weg in den Duden. Dort sind sie als «schweizerische Variante» gekennzeichnet.

«Trottinett», «Kondukteur», «Finken» oder «Pneu»: Ob man diese Wörter nun schön findet oder nicht – salonfähig sind sie allemal.

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