Judith Giovanelli-Blocher ist als zweitältestes von elf Kindern in einem streng-protestantischen Haushalt aufgewachsen. Der Vater war Pfarrer in Laufen am Rheinfall. Die Erziehung war bestimmt von strengen religiösen Grundsätzen, die Judith Giovannelli-Blocher bis ins Alter geprägt haben: «Alle im Haus waren überzeugt, sie müssen gute Menschen werden», sagte Giovannelli-Blocher 2012 in einem Interview.
Judith Giovannelli-Blocher liess sich zur Sozialarbeiterin ausbilden. Später unterrichtete sie an Schulen für soziale Arbeit in Zürich, Bern, St. Gallen und Basel. Giovannelli-Blocher setzte sich für die Rechte der Frauen ein, engagierte sich in der Flüchtlingsarbeit und im Kampf gegen die Klimakrise.
Der berühmte Bruder
Es ist kein Geheimnis, dass ihre politischen Ansichten jenen ihres bekannten Bruders Christoph Blocher widersprachen. Darauf wurde Judith Giovannelli-Blocher immer wieder angesprochen – gerade als sie in den 1990er-Jahren ihre ersten Bücher veröffentlichte, habe sie sehr darunter gelitten.
Das habe sich später geändert und sie sei zunehmend als Schriftstellerin wahrgenommen worden, und nicht nur als Schwester ihres bekannten Bruders.
Späte schriftstellerische Karriere
Zur Schriftstellerin wurde Judith Giovannelli-Blocher erst im Pensionsalter, obschon sie diesen Wunsch schon als Kind gehabt habe. Giovannelli-Blocher befasste sich stark mit ihrer eigenen Biografie.
So auch in ihrem letzten Buch, der Autobiografie «Der rote Faden. Die Geschichte meines Lebens», die 2012 erschien. Darin setzt sie sich kritisch mit ihrer Kindheit auseinander, greift ihre spätere Beziehung zum Kunsthistoriker und Sozialisten Konrad Farner auf und befasst sich mit dem Alter.
Zuletzt lebte Giovannelli-Blocher in Biel und schrieb weiter über das Alter – unter anderem in ihrer Kolumne «Alt und Jung» im Bieler Tagblatt. In Biel ist Judith Giovannelli-Blocher am vergangenen Wochenende 91-jährig gestorben, wie das Online-Portal ajour und weitere Medien berichten.