Ein sogenanntes «Buch zum Film» hat meist kein grosses Prestige und gilt generell nicht als eigenständiges, originäres Werk. Quentin Tarantino sieht das anders.
Er sei stolz, mit einem Roman zu seinem gleichnamigen Film «Es war einmal in Hollywood» einen Beitrag zu diesem oft marginalisierten Sub-Genre der Literatur zu leisten. «In den 1970er-Jahren waren Romanfassungen von Filmen die ersten Bücher für Erwachsene, die ich las», sagt er.
Die Antihelden Hollywoods bleiben
Tarantinos Roman ist die Adaption seines oscargekrönten Films «Once upon a Time in Hollywood.» Im Grossen und Ganzen folgt das Buch denn auch den Erzählsträngen des Films.
Im Zentrum stehen zwei Antihelden des 1960er-Jahre-Hollywoods: Rick, der alternde Western-Schauspieler (im Film verkörpert von Leonardo DiCaprio), und Cliff, Ricks Stuntdouble und sein bester Freund (im Film verkörpert von Brad Pitt).
In beiden Werken widerspiegelt Tarantino vieles, das ihn geprägt, beeindruckt oder beschäftigt hat. Er zeigt zum Beispiel, wie sich in den späten 1960er-Jahren die goldene Ära Hollywoods dem Ende zuneigt oder welchen Einfluss Hippies und Drogen hatten.
Filmkultur und Männer-Freundschaften
Aber Tarantino reichert sein Buch mit weiteren Themen, Querverweisen, Exkursen und Ergänzungen an. Themen wie Filmkultur, Männer-Freundschaften, Rache, Erlösung, Musik und Pop-Kultur räumt er viel Platz ein – ergänzt mit Exkursen zu europäischer und asiatischer Filmkultur.
Vor allem in die eine Hauptfigur Cliff Booth hat Tarantino wohl viele seiner eigenen Meinungen hineingewoben. Booth ist – wie Tarantino – ein Filmfan und äussert sich oft und viel zur Schauspielerei, ausländischen Filmen und sogenannten B-Movies.
Gleichzeitig vermischt Tarantino im Buch reale mit erfundenen Hollywood-Anekdoten, erzählt Nebenstränge ausführlich oder erklärt Details. Und er greift vor allem auf Dialoge zurück.
Ein Roman eines Filmfans für Filmfans
Diese Dialoge sind die grosse Stärke des Romans. Hier zeigt sich Tarantino als erfahrener und gewiefter Drehbuchautor, der auch auf kleinste Details achtet.
Seine Sprache ist zwar nicht poetisch, er überzeugt auch nicht mit subtilen, ausgefeilten Sätzen oder psychologischen Erkenntnissen. Aber seine Dialoge sind packend und treiben die Geschichte voran. Auch die Dramaturgie des Romans ist durchdacht. Sie dient einem einzigen Ziel: Tarantino will eine Geschichte erzählen, die ihm am Herzen liegt.
«Es war einmal in Hollywood» ist die Geschichte des Films als Genre, seiner Protagonistinnen und Schauplätze, mit realen und fiktiven Episoden – aus Tarantinos ganz persönlicher Perspektive.
«Ich freue mich sehr, meine Charaktere und ihre Welt für dieses literarische Projekt weiter zu ergründen, das hoffentlich neben seinem filmischen Gegenstück bestehen kann», sagt er. Es ist der Roman eines Filmfans für Filmfans. Oder eher: eines Filmbesessenen für Filmbesessene.