Im Aarauer Forum Schlossplatz ist es an diesem Abend sehr ruhig, fast menschenleer. In der Ausstellung im Erdgeschoss flackert eine Leinwand, aus Lautsprechern tönt das Rauschen eines Flusses.
Im ersten Stock sind Sitzgelegenheiten verteilt: Kissen, Sessel, Sitzsäcke, Stühle. Vereinzelte sind besetzt von jungen Menschen, die in Bücher vertieft sind. «Silent Reading Rave» nennt sich diese Veranstaltung.
Ein stiller Rave
Still für sich ein Buch lesen – das könnten die Besucherinnen dieses Lese-Raves auch zu Hause. Warum sind sie hier? «Zuhause bringe ich die Motivation nicht auf, für mich allein zu lesen» erklärt eine Besucherin das Phänomen. Der Event motiviere sie zum Lesen. Darum komme sie immer wieder.
Sind diese «Silent Reading Raves», die regelmässig an unterschiedlichen Orten stattfinden, ein Symptom unserer durchgetakteten und zerstreuten Zeit?
Eine andere Teilnehmerin bestätigt, dass ihr das Lesen hier leichter falle: «Man ist konzentrierter und weniger abgelenkt.» Denn hier könne man gar nichts anderes machen als lesen. Es gehe darum, sich bewusst Zeit zu nehmen dafür.
Ein Ego-Projekt für die Gemeinschaft
Fabian Weingartner hat den Event nach US-amerikanischem Vorbild ins Leben gerufen. «Silent Reading Partys» sind dort schon länger bekannt, Weingartner hat sie nach Zürich geholt.
«Es war auch ein egoistisches Projekt für mich: Ich wollte mehr lesen», sagt Weingartner lachend. So wollte er dann aber nicht nur sich, sondern auch andere Leute zum Lesen anspornen.
Im Lesen vereint
Mit den titelgebenden Raves, den Partys, bei denen Hunderte zur gleichen Musik tanzen, haben die Lese-Partys vor allem eines gemeinsam: das Zusammensein.
Die literarische Einladung findet immer wieder an einem anderen Ort statt: in Cafés, Kulturräumen oder Parks. Und nun zum ersten Mal in einem Museum.
Solche öffentlichen Räume einmal beim Lesen in Beschlag zu nehmen, ist ein spannendes Erlebnis. Und als Massnahme zur Leseförderung sind die Silent Reading Raves sicher ein geeignetes Mittel.
«Irgendwann etabliert sich auch eine soziale Verpflichtung», erklärt eine der Lese-Raverinnen: «Wenn mehr Freunde dahingehen, kann man nicht einfach Nein sagen. Denn das ist ja eigentlich das Schönste, was man machen kann: Zusammen lesen.