Das Wichtigste in Kürze
- SRF 2 Kultur macht aus fünf Bänden der französischen Comicreihe «Donjon» eine Hörspielserie.
- Sprecher, Geräuschemacher und Komponisten machen die Donjon-Welt hörbar.
- Die Vorlage ist eine Parodie auf das Fantasy-Genre. Mit Drachen, Monstern und Magie – und Humor.
An die 300 Bände würden es schon werden, schätzten Joann Sfar und Lewis Trondheim, die beiden Erfinder der Comicserie «Donjon». Eine ganze Generation französischer Comiczeichner arbeitete ab 1998 mit, bis die Serie 2015 einen Abschluss fand.
Auch wenn es dann «nur» 36 Bände wurden: Der Grössenwahn hat System. Denn «Donjon» ist eine Parodie auf das Fantasy-Genre, das gerne gross ist. Unter 600 Seiten oder besser zwölf Bänden ist Fantasy nicht zu machen.
Also dachten auch Trondheim und Sfar gross, als sie mit «Donjon» eine parodistische Kampfansage ans Genre lancierten.
Fantasy mit Witz
Ende der 1990er-Jahre erschienen mehrere Fantasy-Comicserien in grossen Verlagen, die ganz ungebrochen mit den immer gleichen, stereotypen Figuren operierten. Mit halbnackten Frauen, bärtigen Zauberern, Helden und Kraftprotzen wurden todernste Geschichten erzählt.
Sfar und Trondheim lancierten mit «Donjon» den Beweis, dass man Fantasy auch anders machen kann, nämlich witzig und mit vielschichtigen Figuren. Das sagt der Autor Christian Gasser, der sich seit Jahren professionell mit Comics beschäftigt.
Parallelwelt des Fantastischen
«Donjon» ist Fantasy. Erzählt wird mit Bildern und Sprechblasen vom Aufstieg, Höhepunkt und Niedergang des «Donjons», einer Festung mit ganz eigenem Geschäftsmodell, vom Schicksal seiner Bewohner, von Helden, Hausmeistern und vegetarischen Drachen.
«Donjon» ist Fantasy. Auch im Sinne des Genres – es gibt Drachen, Magie und Zwergvampire. Vor allem aber im Sinne von Fantasie.
«Donjon» sei eben nicht nur Parodie, so Christian Gasser. Die Regeln des Fantasy-Genres würden durchaus respektiert und lustvoll neu bedient. Monster und Krieger, blutige Schlachten und spannende Zweikämpfe sind auch in «Donjon» zu finden. Die Comicserie liefert aber auch Sprachwitz, Slapstick, brüchige Figuren und deren Alltagsprobleme.
Der Held der Serie heisst Herbert und ist eine ängstliche Ente, die zum Helden werden will. Tapfer und tollpatschig zugleich rettet Herbert den Donjon ebenso oft, wie er ihn fast in den Ruin treibt.
Aus Sprechblasen werden Dialoge
Fünf Folgen der legendären Comicserie bilden die Vorlage für die neue SRF-Hörspielserie «Donjon». Dabei haben sich Comic und Hörspiel auf den ersten Blick wenig zu sagen. Der eine ist stumm, der andere blind.
Im Comic ist auf einen Blick klar, was Herbert ausmacht. Fürs Hörspiel braucht es einiges an Sprechkunst, um die Mischung aus Hasenfuss und Held hörbar zu machen – und dann ist er auch noch eine Ente.
Glücklicherweise hat der deutsche Synchron-Sprecher Hans-Georg Panczak, bekannt als deutsche Stimme von Luke Skywalker, Erfahrung mit Helden. Er übersetzt den gezeichneten Herbert für die Ohren.
Episch, mit Augenzwinkern
Auch sonst bietet der Comic einiges an akustischem Potential, das im Hörspiel mit Freuden ausgeschöpft wird.
Geräuschemacher lassen Schwerter klirren und Knochen knacken. Es geht eben ziemlich zur Sache im «Donjon».
Die düstere Festung, die finsteren Höhlen und gruseligen Gruften, die Spielorte des Geschehens also, macht die eigens komponierte Orchestermusik von Karl Atteln hörbar.
Sie erinnert durchaus an die Soundtracks von Fantasy-Filmen wie «Der Herr der Ringe» oder von Computer-Rollenspielen. Episch und dramatisch, aber immer mit einem Augenzwinkern: Wie die Comic-Vorlage des «Donjon» auch.