Sein Berufsziel ist die Musikkomposition, am liebsten für Filmmusik. Die Begabung dafür hat er: mit seinem Stück «Telephobia» gewann Stefan Bachmann bereits den Jugend-Kompositionswettbewerb der Camerata Zürich. Doch zu reden gibt derzeit sein englischer Debutroman «The Peculiar», eine Fantasygeschichte für Kinder und Jugendliche.
Begeisterte Kritiken in den USA
Auch wenn keine deutsche Übersetzung vorliegt oder geplant ist, dieser Bucherfolg wirbelt auch hierzulande viel Staub auf. Der Roman ist im renommierten Verlagshaus Harper Collins erschienen und hat es auf Anhieb in die Topten-Empfehlungsliste des US-Verbands der unabhängigen Buchhändler geschafft. Diese Auszeichnung ist offensichtlich Gold wert. Die Kritiker und die jugendliche Leserschaft im englischsprachigen Raum überschlagen sich förmlich mit Lob. Sogar die «New York Times Book Review» äusserte sich begeistert. Wie viele Bücher bislang verkauft wurden, ist nicht zu eruieren, Absatzzahlen halten die US-Verlage üblicherweise geheim.
Ein Bestseller fällt nicht vom Himmel
Stefan Bachmanns Erfolg als Jungautor ist alles andere als ein glücklicher Zufall. «Als ich sechs oder sieben Jahre alt war, hat mir meine Mutter Tolkiens Herr der Ringe vorgelesen. Ich habe es nicht richtig verstanden damals, aber dieses Buch hat mir grossen Eindruck gemacht», erzählt Bachmann.
Schon als Kind begann er, eigene Geschichten zu schreiben. «The Peculiar» ist bereits sein fünfter Roman. Die ersten vier «waren wohl zu schlecht für eine Veröffentlichung», meint der Jungautor. Mit seinem fünften Versuch wollte er es unbedingt schaffen: drei Jahre lang arbeitete er konzentriert daran und überliess nichts dem Zufall. Inspiration für seine Story suchte er ganz gezielt in Fantasyfilmen wie «Das wandelnde Schloss», «Basil, der grosse Mäusedetektiv» oder «Pans Labyrinth».
Science Fiction des Dampfzeitalters
Den Stil hielt er bewusst im Genre der «Steampunk Fantasy», die im angelsächsischen Raum gross in Mode ist, besonders in der Jugendliteratur. «Eine Art Science Fiction des Dampfzeitalters», umschreibt es Bachmann. Die Ingredienzen dieses Genres liefert die industrielle Revolution Mitte des 19. Jahrhunderts im viktorianischen England: qualmende Dampfmaschinen, ratternde Mechanik, blitzendes Messinggerät und jede Menge tollkühner Erfindergeist. Bachmann hat sich gut überlegt, womit man auf dem US-Markt der Jugendliteratur punkten kann.
«Ich habe schon früh erkannt, was ich wirklich machen will»
Stefan Bachmann hatte keine gewöhnliche Jugend- und Schulzeit. Er wurde von seiner amerikanischen Mutter, einer Künstlerin, zuhause in Adliswil unterrichtet. Sie erkannte seine Talente schon früh und förderte sie nach Kräften. «Da habe ich gelernt, konzentriert an einer Sache zu arbeiten, bis ich das Optimum erreicht habe.
Das braucht es beim Schreiben genauso wie beim Musikkomponieren. Vielleicht zehn Prozent sind Talent, der Rest ist Arbeit. Jeder kann dasselbe erreichen wie ich, ich bin kein Wunderkind. Voraussetzung ist, dass man weiss, was man will. Aber das wissen die allermeisten Jugendlichen halt noch nicht.»
Stefan Bachmann weiss, was er will: Filmmusik komponieren und Bücher schreiben. Die Fortsetzungsgeschichte «The Whatnot», zu Deutsch etwa das Dingsbums, hat er schon fertig geschrieben. «Danach will ich aber andere Romane schreiben, keine Fantasygeschichten mehr. Ich möchte Neues versuchen, eher für Erwachsene dann.» Von diesem Autor wird man mit Sicherheit noch hören.