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Interview mit Nick Hornby «Eine funktionierende Ehe ist nicht lustig»

Beziehungskonflikte stehen bei Nick Hornbys Geschichten («About a Boy» oder «High Fidelity») oft im Zentrum. Sein jüngstes Werk, das Filmskript «The State of the Union», ist da keine Ausnahme: Louise und Tom stecken in einer Ehekrise und streiten sich regelmässig im Pub – und das, wie immer bei Hornby, unvergleichlich leicht und unterhaltsam.

Wieso er so gerne über Beziehungskisten schreibt, aber als Paartherapeut ungeeignet ist, erklärt Nick Hornby im Gespräch.  

Nick Hornby

Schriftsteller

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Der 1957 geborene Engländer Hornby gelingt es wie selten einem Schriftsteller, herausfordernde Situationen mit Humor zu schildern. Anfangs rückte er seine eigene Probleme ins Zentrum, etwa seine übertriebene Liebe zum Fussball («Fever Pitch») oder zur Popmusik («High Fidelity»). Seine dialogstarken Romane bilden die Grundlage für einige Filme.

SRF: Im Vergleich zu den Protagonisten Ihrer anderen Bücher sind Louise und Tom recht normale Menschen – keine Selbstmordgedanken, keine exzessiven Musikfreaks oder Fussballfans…

Nick Hornby: Ja, das stimmt, obwohl sie natürlich auch ihre Probleme haben. Gerade Tom mit seiner Arbeitslosigkeit ist recht problembeladen.

Nun haben er und Louise einen Ehekonflikt, und das ist natürlich eine Art Problem, die ganz viele Menschen mit den beiden Protagonisten teilen.

Gerade bei einem solchen Thema muss es doch schwerfallen, die Klischees zu vermeiden.

Einer der wichtigsten Handgriffe war, dass man die beiden nie in der Therapiesession sieht, nur im Pub. Ich denke, die meisten Paare sind vor dem Therapeuten, der Therapeutin höflich, versuchen der Wahrheit nahe zu kommen.

Indem Louise und Tom sich vorher im Pub treffen, fangen sie schon dort mit der Diskussion an und sind dort direkter, zickeln und zanken sich, provozieren sich gegenseitig, reden auf sehr alltägliche Art miteinander…

An einem erfolgreichen Mann mit einer erfolgreichen Karriere, einer funktionierenden Ehe und zwei glücklichen Kindern ist nichts lustig.
Autor: Nick Hornby Schriftsteller

Ihre Bücher lebten immer schon von den Dialogen, von der Art zu sprechen, die ihre Protagonisten haben. Bei «State of the Union» ist es nun fast nur noch Dialog.

Das ist dem Format geschuldet, weil es ja eigentlich als Skript für einen Film gedacht war. Allerdings schreibe ich auch am liebsten Dialoge.

Es war eine Herausforderung, diese beiden Menschen in ein Gespräch zu versetzen, wo sie übergangslos von sehr ernsten Inhalten zu Belanglosigkeiten, zu diesen Sticheleien kommen. Das war wichtig, denn jede Folge, jedes Kapitel sollte für sich selbst stehen können, aber doch Teil einer übergeordneten Geschichte sein.

Warum sind die meisten Ihrer männlichen Protagonisten stets eine Art von Loser-Figuren?

Nun, ich versuche, humorvolle Dinge zu schreiben. An einem erfolgreichen Mann mit einer erfolgreichen Karriere, einer funktionierenden Ehe und zwei glücklichen Kindern ist nichts lustig. Damit ich über eine Situation schreiben will, muss sie eine Art Chaos beinhalten.

Dennoch – die Männer und ihre Probleme scheinen zentral.

Ich habe mich die längste Zeit nicht richtig an weibliche Figuren herangetraut. Meine Karriere begann mit einem Buch über Fussball, da haben mir viele Menschen gesagt, ich könne gar nicht über Frauen schreiben. Vermutlich hab ich das zu lange selbst geglaubt. Dabei ist es klar, dass auch Frauen Probleme haben können, auch Louise in «State of the Union».

Viele Menschen haben mir gesagt, ich könne gar nicht über Frauen schreiben.
Autor: Nick Hornby Schriftsteller

Werden wir Louise und Tom denn wiedertreffen?

Nein, aber die «State of the Union» wird mit einer weiteren Staffel weitergehen, mit einem andern Paar. Scott und Ellen leben in den USA, sind älter als Tom und Louise – und wir treffen sie immer zehn Minuten vor ihrer Therapiestunde in einem Coffee Shop.

Kriegen Sie denn seit «State of the Union» nun Tausende von Briefen von Menschen, die um Hilfe in Ihrer Ehe bitten?

Nein! Früher wäre das möglich gewesen, in letzter Zeit aber schreiben Leser und Leserinnen halt mehr ellenlange Mails, die aber sehr schnell aus meinem Computer verschwinden.

Sie werden also kein Ehetherapeut?

Ums Himmels Willen, nein!

«Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst»

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Von Hornbys Filmskript inspiriertes Hörspiel: Louise und Tom sind seit zehn Jahren verheiratet und stecken in einer Krise. Sie beschliessen deshalb, zur Paartherapie zu gehen. Als «Warm Up» treffen sie sich jeweils eine Viertelstunde vorher im Pub, wo man mehr erfährt als je auf der Couch.

Die zehnteilige Reihe ist als Podcast oder AudioOnDemand hier abrufbar.

SRF 2 Kultur, Hörspiel, 08.06.2021, 16:35 Uhr

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