Lesen hilft gegen Einsamkeit, sagt Reina Gehrig. Die Direktorin der Solothurner Literaturtage verrät, wo sie am liebsten liest und welche Bücher ihr den Einstieg ins Lesen eröffnet haben.
Gibt es das: Ihr liebstes Buch?
Nein, ein liebstes Buch gibt es nicht. Die Neugierde und Freude an neuen Texten treibt mich immer wieder an, Neues zu lesen und zu entdecken. Es werden so viele grossartige und bemerkenswerte Bücher geschrieben. Was es aber gibt, ist ein aktuell liebstes Buch: Im Idealfall dasjenige, das ich gerade lese.
Wann kommen Sie zum Lesen? Und wo am liebsten?
Im Zug, im Café, während des Mittagessens, abends, wenn die Kinder schlafen, in der Sauna, an der Bushaltestelle. Das ist ja genau das Schöne an Büchern. Man kann sie fast überall lesen und fühlt sich nie einsam.
Mehrere Bücher gleichzeitig? Eins nach dem anderen?
Tendenziell eins nach dem anderen. Aber so einfach ist das nicht, da ich oft viele Bücher gleichzeitig lesen muss. Das Kombinieren von unterschiedlichen Genres geht aber meistens gut: ein Roman kombiniert mit einem Sachbuch, ein Lyrikband mit einer Graphic Novel, oder ein Kinderbuch mit einem Essayband.
Ein Buch, das Ihnen die Liebe zum Lesen eröffnet hat?
Die Liebe zu Büchern und Geschichten wurde bereits durch meine Eltern im Vorlesealter eröffnet: von «Jim Knopf» über Tomi Ungerer bis zu den Kindergeschichten von Peter Bichsel war vieles dabei.
Danach waren für mich die Heldinnen in den Büchern von Federica de Cesco prägend. Im Bücherregal bei meinen Eltern stehen mindestens zwanzig Stück.
Ein Buch, das Sie immer wieder zur Hand nehmen?
Im Moment ist es das Kinderbuch «Der Grüffelo», in der Übersetzung auf Schweizerdeutsch von Franz Hohler. Meine dreijährige Tochter liebt das Buch, und die Reime sind so rasant gut und witzig, dass wir unterdessen beide den Text auswendig kennen.
Ein Buch, bei dem Sie laut lachen mussten…?
Rolf Hermann: «Flüchtiges Zuhause».
Eine Leseleiche: ein Buch, das Sie einfach niemals beenden?
Autobiografien lese ich nur, wenn es sein muss – wie zum Beispiel für den «Literaturclub».
Ein Buch, das Sie gerne verschenken?
Ein Buch zu verschenken, ist immer etwas Persönliches. Deshalb überlege ich ganz genau, welches Buch zur betreffenden Person passt. Einer guten Freundin habe ich zuletzt «Gottesanbieterin» von Nora Gomringer geschenkt.
Ein Buch, das viel über die Schweiz erzählt?
Tom Kummer, der eine andere, unerwartete Schweiz in seinem Buch «Von schlechten Eltern» zeichnet.
Ein Buch, das Sie Kindern gerne vorlesen?
«Der Kiosk» von Anete Melece oder für die etwas Älteren «Mino und die Kinderräuber» von Franco Supino.
Das Gespräch führte Markus Tischer.