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Liebesbriefe von Jacques Mesrine versteigert
Aus Kultur-Aktualität vom 24.11.2023. Bild: IMAGO/ZUMA/KEYSTONE
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Liebesgrüsse aus dem Knast Briefe der Gangsterlegende Jacques Mesrine erzielen Höchstpreise

Mörder, Räuber, Schwerkrimineller: Jacques Mesrine war einst der berüchtigtste Kriminelle Frankreichs. Doch mutierte der «Mann mit den tausend Masken» im Gefängnis zum Romantiker? Das vermitteln seine schwülstigen Liebesbriefe, die er im Knast schrieb – und die nun in Paris versteigert wurden.

Hunderte Briefe von Frankreichs seinerzeit meistgesuchtem Verbrecher Jacques Mesrine an seine Geliebte und Komplizin Jeanne Schneider sind für rund 38'000 Euro versteigert worden.

Die am Donnerstag vom Pariser Auktionshaus Baron Ribeyre & Associés angebotenen Schriftstücke hatte der in den 1970er-Jahren berüchtigtste Kriminelle Frankreichs im Gefängnis verfasst.

Ein Pärchen im Kleidungsstil der 70er flaniert Arm in Arm durch die Strassen.
Legende: Jacques Mesrine (Vincent Cassel) und seine Verlobte Sylvia Jeanjacquot (Ludivine Sagnier) im Film «Mesrine: Public Enemy No. 1» (2008). IMAGO / Allstar

Die Briefe – teils schwülstig, mal romantisch, manchmal witzig – geben Einblicke, wie der Mörder und Bankräuber Mesrine ganz privat tickte. Etwa, wenn er sich selbst attestierte, nach seiner Jeanne verrückt zu sein. In den Liebesbriefen überschüttet er seine «Janou» mit Komplimenten, nennt sie «Mein Herz» und «Engel». Und er unterschreibt mit «Dein Schrecklicher».

Bei einigen Bündeln mit Briefen seien die Angebote regelrecht in die Höhe geschossen, erzählte eine Sprecherin des Auktionshauses im Anschluss: etwa bei Gedichten, die mit kleinen Blumenzeichnungen versehen waren.

Frankreichs Bonny und Clyde

Mesrine und seine Gespielin Jeanne Schneider galten in den 1960er- und 1970er-Jahren als französische Bonnie und Clyde. Staatspräsident Valéry Giscard d'Estaing nannte Mesrine «Staatsfeind Nummer eins».

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Jacques Mesrines: Tod eines Schwerverbrechers
aus Tageschronik vom 02.11.2021. Bild: IMAGO / ABACAPRESS
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Bereits zu Lebzeiten übte der Kriminelle auf einige seiner Zeitgenossen eine nicht geringe Faszination aus. Die Geschichten des Schwerverbrechers, der im Pariser Vorort Clichy in einer normalen Arbeiterfamilie aufwuchs, erzeugten beim französischen Publikum eine Mischung aus Schauder und Sympathie.

Glamour-Gangster

Mesrine und Schneider gaben Interviews und schrieben Bücher. Eines der Gespräche, die der Gangster 1978 der Zeitschrift «Paris Match» gewährte, führte in der Folge zur «Loi Mesrine». Das Gesetz verbietet Geschäfte mit Publikationen inhaftierter Verbrecher.

Die Reporterin von «Paris Match» musste sich wegen «Verherrlichung von Verbrechen» vor Gericht verantworten. Später heiratete sie den Anwalt Mesrines.

Ein Mann in Schlaghose und Schnurrbart steht im Innenhof eines Gefängnisses. Er ist umgeben von drei Polizisten.
Legende: Schlecht bewacht, ist halb ausgebrochen: Im Mai 1978 gelang Jacques Mesrine (2.v.r.), dem «Mann der tausend Masken», die Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis Prison de la Santé. Getty Images//Sygma/Tony Comiti

Jeanne Schneider sass selbst zeitweise in Haft, als sie die unzähligen Briefe von Mesrine erhielt. Der Kriminelle schrieb ihr jahrelang täglich oder jeden zweiten, dritten Tag, wie Pauline Ribeyre vom Auktionshaus der Deutschen Presse-Agentur sagte. Mesrines Partnerin hatte die etwa 400 Briefe in einem Koffer aufbewahrt – zusammen mit Artikeln, Fotos und Büchern.

Legende zu Lebzeiten

Jacques Mesrine war für Entführungen, Erpressungen, Morde und Banküberfälle – gerne auch mal zwei am gleichen Tag – bekannt. Während einer Verhandlung nahm er einmal einen Richter als Geisel. Sein Unwesen trieb Mesrine nicht nur in Frankreich, sondern auch in Spanien oder Kanada. Auch in der Schweiz wurde er gesucht.

Mesrines Leben – Vorlage für zahlreiche Filme

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  • 1980 dient Mesrine als Vorbild für die Figur Morzini im Spielfilm «Inspektor Loulou – Die Knallschote vom Dienst» mit Gérard Dépardieu.
  • 1983 wurde sein Leben in «Mesrine - Staatsfeind Nr. 1» mit Nicolas Silberg in der Titelrolle verfilmt.
  • 2008 entstand unter der Regie von Jean-François Richet der zweiteilige Spielfilm «Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt» und «Public Enemy No.1 – Todestrieb». Für die Titelrolle wurde Hauptdarsteller Vincent Cassel 2009 mit dem César ausgezeichnet.

Am meisten Aufsehen erregte er mit seinem spektakulären Gefängnisausbruch im Mai 1978, auf den ein fast anderthalbjähriges Katz-und-Maus-Spiel mit der französischen Polizei folgte.

Fensterscheibe eines Autos, das von zahlreichen Schüssen durchsiebt ist. Dahinter sitzt der Fahrer des Autos tot.
Legende: Ende Legende: Am 2. November 1979 starb Jqcques Mesrine im Kugelhagel der Pariser Polizei beim Versuch, seiner Verhaftung zu entgehen. IMAGO / ABACAPRESS

Statt sich bedeckt zu halten, überfiel Mesrine ein Casino und entführte einen Milliardär. Im November 1979 starb er letztlich im Kugelhagel der Polizei.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 24.11.2023, 16:30 Uhr ; 

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