Die Chinesen sind schuld. Das denkt Alan Clay, der einsame amerikanische Held in Dave Eggers neuem Roman. Er hat in seiner Heimat mit Fahrrädern gehandelt, bevor die Chinesen kamen und das Geschäft übernahmen. Jetzt sitzt er in einem Zelt in der Wüste Saudi-Arabiens und wartet. Er ist IT-Vertreter, Handlungsreisender in Software wie Willy Loman aus Arthur Millers «Tod eines Handlungsreisenden».
Grosse Pläne in 3D
Ein neues Dubai soll entstehen, mitten in der Wüste Saudi-Arabiens. Eine Luxusstadt aus dem Nichts für zwei Millionen Einwohner, bezahlt mitPetro-Dollars aus den laufenden Geschäften des Islamischen Landes. »King Abdullah Economic City«, kurz KAEC heisst das gigantische Projekt.
Am Ende der Welt
Alan Clay ist hier. Der IT-Händler ist mit seinem Team an den Ort gekommen, an dem noch nicht mehr steht als ein halbfertiges bonbonfarbenes Fertighaus. Ein Zelt im arabischen Wüstensand gibt es noch, klimatisiert, voll ausgestattet für den Empfang des Herrschers. Exklusiv für den saudischen König soll die Präsentation als Hologramm projiziert werden, um den Auftrag zu sichern. Aber die Internet Verbindung ist zweifelhaft und der König lässt sich Zeit, viel Zeit.Wird er kommen?
Letzte Chance
«Warten auf Godot» ist das Setting in Dave Eggers Roman. Das Warten ist sein Grundmotiv. «Uns braucht man nicht alle Tage», der Satz aus Becketts Stück ist dem Buch vorangestellt. Alan Clay, der Handlungsreisende wird nicht mehr gebraucht. Der aktuelle Nachfahre Arthur Millers ist in der Heimat mit seinen Geschäften bereits gescheitert. Er ist zweiundfünfzig und der arabische Auftrag seine letzte Chance.
Die Verlierer der Globalisierung
Clay hat Zeit zum Nachdenken, über seine gescheiterte Ehe, die kaputte Karriere. Er schreibt lange Briefe an seine Tochter und trinkt den schwarz gebrannten Schnaps der Wanderarbeiter.
Alan Clay, der Fahrräder verkaufte in seiner Heimat, bevor die Chinesen das übernahmen, ist ein Verlierer, ein Verlierer im weltweiten Wirtschaftswettkampf. Ein Opfer von «Outsourcing» und «Produktionsverlagerung», dem ganzen Wahn der «New Economy». Dave Eggers hat einen Roman der Globalisierungsverlierer geschrieben. Das ist sinnvoll. Sein Held, Alan Clay, hat am Ende keine Chance. Das trifft die Lage: «Mission impossible».