Zum Inhalt springen

Literatur Der Mundartlyriker Ernst Eggimann ist verstummt

Der Berner Mundartlyrik-Pionier Ernst Eggimann ist 79-jährig in Frankreich in der Nähe von Arles verstorben. Mit seinen Gedichtbänden «Henusode» und «Heikermänt» prägte er in den 1960er- und 1970er-Jahren die Schweizer «modern mundart»-Bewegung.

Ernst Eggimann schrieb aufrührerische, kritische, sprachspielerische Literatur in Berndeutsch. Er gehörte dadurch zusammen mit Kurt Marti und Ernst Burren zu den Pionieren der sogenannten «modern mundart».

Urvater des Spoken-Word

Video
Markus Gasser über «U ner hört» von Ernst Eggimann
Aus Kultur Extras vom 12.03.2014.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 20 Sekunden.

Heute bezeichnen viele Spoken-Word-Poeten Ernst Eggimann als Urvater ihrer Kunst. Hinzugekommen ist seit Eggimanns Zeiten zwar die Bühne, die Performance, das gesprochene Wort. Formal und inhaltlich stehen die jüngeren Dichter aber ganz klar in seiner Tradition.

Ernst Eggimann war zuerst Sekundarlehrer in Langnau im Emmental. Von 1986 bis 1997 war er Grossrat und Mitglied des Kantonsparlaments. Im Lexikon der Berner Schriftstellerinnen und Schriftsteller schreibt Ernst Eggimann 1994 über sich selber: «Als ich Gedichte schrieb, mystische und solche in Mundart, hatte ich immer wieder das Bedürfnis, dem Elfenbeinturm zu entkommen, um der Wirklichkeit näher zu sein. Nun bin ich Politiker geworden und frage mich manchmal, was bei den Ritualen, die im Rat gespielt werden, mit der Wirklichkeit etwas zu tun hat. Wie, wenn das Dichten doch eine realistischere Tätigkeit wäre?»

Der Gümliger Komponist Willy Schnyder bestätigte am Donnerstag auf Anfrage eine Meldung der «Berner Zeitung» vom gleichen Tag und sagte, Eggimann sei schon lange schwer krank gewesen. Dennoch komme für ihn Eggimanns Tod unerwartet. Schnyder hatte 2012 im Rahmen des Programms «Eggi Maa – Rundi Frou» Texte des ehemaligen Langnauer Lehrers Eggimann auf die Bühne gebracht.

Sendung: Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 18.6.2015, 12:00 Uhr

Meistgelesene Artikel