In einem ernsthaften und gleichzeitig amüsanten Brief antwortet Katharina von Arx einer besorgten Zeitgenossin mit Selbstironie: «Frauen wie mich heiratet man nicht. Man bestaunt sie höchstens.» Das war 1956. Die besorgte Hausfrau bangte um ihre Ehe, weil ihr Mann von «Kätterli von Arx» so fasziniert war.
Die Sorge war unbegründet, weil, wie Katharina von Arx schreibt, «ich mich bis jetzt nicht mit dem Zerrütten von Ehen abgegeben habe». Und sie habe auch nicht im Sinn, damit anzufangen. Aber eine faszinierende Frau war sie tatsächlich. Als 25-Jährige ging Katharina von Arx auf Weltreise. «Ich träume von einer Reise von Wien nach Zürich – aber weisst du, ostwärts», schrieb sie ihrer Mutter. Ohne Begleitung, ohne Geld, aber mit viel Mut und Offenheit. Im Gepäck lediglich ihre Ukulele und ein paar Mal-Utensilien.
Die Reisende als Attraktion
Über ihre Reise «ostwärts» hat Katharina von Arx einen Reisebericht geschrieben. Er trägt den Titel «Nehmt mich bitte mit! Eine Weltreise per Anhalter» und ist eine Art Tagebuch. Mit sehr viel Witz und Charme erzählt sie von Menschen, Begegnungen und Erlebnissen.
An ihren Besuch beim weltberühmten Grabmal Taj Mahal zum Beispiel denkt Katharina mit gemischten Gefühlen: «Taj Mahal sah ich zusammen mit zweihunderttausend Leuten, in der mondhellsten Nacht des Jahres. Leider war ich neben dem Grabmal der zweithellste Fleck, und als ich sichtbar wurde, vergassen die Leute ihre ursprüngliche Absicht und wandten sich der Betrachtung des kleineren helleren Fleckes zu. Um mich schwoll die Menge an.»
In Indien entkam Katharina ausserdem nur knapp einem Harem, und in den USA nannte man sie «Hitchhiking Swiss Miss». Auch mit ihren Zeichenkünsten und dem Spiel auf der Ukulele wurde sie fast überall zur Attraktion. Aber sie bekam auch die Schattenseiten zu spüren: Als alleinreisende Frau schien sie für die meisten Männer Freiwild zu sein.
Keine grosse Literatur, aber viel Witz
In ihrem Buch bewertet und moralisiert Katharina von Arx nie. Offen geht sie auf die Menschen zu, glaubt vor allem an das Gute, ist dabei aber nie naiv. Dass sie ohne Geld unterwegs war, prägte ihre Art zu reisen sehr. Trotzdem schien sie nie den Mut zu verlieren, kommentiert eine Zugreise in Indien höchstens selbstironisch: «Ich reiste diesmal in einer besser Klasse, nämlich in der zweitletzten.»
In ihrem Reisebericht «Nehmt mich bitte mit!» erscheint Katharina von Arx als Humoristin – solchen Witz, Charme und ein grosses Mass an Selbstironie ist man von Schweizer Autoren nicht gewöhnt. Auch wenn das Buch nicht unbedingt zur grossen Literatur gezählt werden kann, sagte ein Kritiker doch zu Recht, Katharina von Arx sei ein schweizerischer Mark Twain. Oder, in ihren eigenen Worten: «Für das Ungeheuerliche gibt es Leute wie mich.»