Ich bin in einem kleinen Berner Bauerndorf aufgewachsen, in Allenlüften (das Dorf heisst wirklich Allenlüften!). In den späten Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts bekam ich als Erst- oder vielleicht schon Drittklässler mit, wie sich in diesem kleinen Bauerndorf die Knechte und Mägde in Dienstbotenvereinen zusammenschlossen. Sie wollten bessere Arbeitsbedingungen und Löhne. Sie wollten nicht mehr rechtlose «Chnächte» und «Jumpfere» sein.
Bauern üben sich in Sabotage
Die Bauern, die Helden der Anbauschlacht während des Zweiten Weltkrieges, wehrten sich damals mit mehr oder weniger originellen Mitteln gegen die Aufmüpfigkeit ihrer Knechte und Mägde. Wenn die Dienstboten ihre Vereinsversammlung hatten, wussten es die Meisterleute so einzurichten, dass ausgerechnet dann auf dem Hof alle Hände gebraucht wurden.
Aber es konnte auch umgekehrt sein: Die Jauchegrube floss über. Ein Kind stürzte vom Pferd. Der Bauer war betrunken. Der Bäuerin blieb nichts anderes übrig: der Knecht musste einspringen und für einen Tag den Meister spielen.
Für einmal Bauern und Bäuerinnen spielen
Mag sein, dass eine solche Szene den Vorstand des Dienstbotenvereins auf die Idee brachte, während des Winterhalbjahres die Aufführung eines Volkstheaterstücks ins Auge zu fassen. Der Wunsch einiger Vorstandsmitglieder, einmal Bäuerin oder Bauer zu spielen, wurde von den anderen Knechten und Mägden mit Begeisterung aufgenommen.
Ich habe diese Zeit im Dorf kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Roman («Krummen») zu erinnern versucht. Einer der Knechte steht darin mit seiner Lebensgeschichte im Zentrum. Im Roman wird auch die Geschichte erzählt vom Knechte- und Mägde-Theater, das zu einem kleinen Dorftheaterkrieg ausartet. Diese melodramatische Episode aus der realen Dorfgeschichte habe ich dem Hörspiel «Wenn Chnächte Puure spile» zugrunde gelegt.
Knechte und Mägde sind nicht unterzukriegen
Im Roman rät dieser «Krummen» seinen Kameradinnen und Kameraden von ihrem Vorhaben ab, ein eigenes Theater zu spielen. Die Bauern und bürgerlichen Vereine würden es kaum dulden, dass sie, die Knechte und Mägde, sich auch auf die Bretter drängten, die den Bessergestellten die Welt bedeuteten. Er setzt sich nicht durch.
Eine Findungskommission sucht ein Stück. Ein Eisenbahner, der sich in Arbeitervereinen als Regisseur einen Namen machte, wird engagiert. Die Probenarbeit der Knechte und Mägde wird durch arbeitsbedingte Absenzen immer wieder erschwert. Die Bauern planen einen bösen Scherz, um ihren Knechten und Mägden die Lust am Theaterspielen ein für alle Mal auszutreiben.