Philipp Keel hat im Frühjahr einen schwerwiegenden Entscheid gefällt: Er verzichtet auf einen eigenen Stand an der Frankfurter Buchmesse, dem grössten und wichtigsten Treffen der Buch-Branche.
Das Hochschnellen des Frankenkurses Anfang Jahr hatte dem Diogenes-Verlag mit einem Schlag Umsatz-Einbussen von 20 Prozent beschert. Denn der grösste unabhängige Belletristik-Verlag Europas tätigt seine Geschäfte zu mehr als 90 Prozent in Deutschland und Österreich – bezahlt wird in Euro. Die hohen Kosten aber, die mit dem Standort Zürich verbunden sind, bleiben gleich.
«Die Standmiete ist noch das Geringste», erklärt Philipp Keel sein Nein zur Buchmesse. «Wir haben im Schnitt 45 Mitarbeiter an der Messe, wir haben Autoren an der Messe. Dazu kommen Spesen, Hotel- und Reisekosten. Aber auch die Vorarbeit und die Nachbereitung sind enorm.» Mit dem Verzicht auf die Frankfurter Buchmesse könne er einen hohen sechs-, vielleicht sogar siebenstelligen Betrag einsparen, sagt der 47-Jährige. «Jetzt schauen wir mal, was passiert. Und ob uns das jemand übel nimmt.»
Am Schreibtisch des Vaters
Philipp Keel, ein grossgewachsener schlanker Mann und verschmitzter Blondschopf, sitzt an seinem stattlichen Schreibtisch im Verlagshaus an der Sprecherstrasse in Zürich. Am gleichen Schreibtisch, an dem bereits sein Vater viele Jahre lang die Geschicke von Diogenes lenkte.
Als sein Vater im September 2011 starb, war die Nachfolge nicht geregelt, doch für Philipp Keel war bald einmal klar: «Wenn ich’s nicht ausprobiere, würde ich es irgendwann bereuen.» Vor dreieinhalb Jahren übernahm er schliesslich den Verlag.
Ein Entscheid mit Folgen, denn Philipp Keel lebte seit vielen Jahren in Los Angeles und hatte sich dort als Autor, Künstler und Filmemacher etabliert. Eine Millionenauflage erreichte er mit seinen philosophischen Fragebüchern «All About Me» und «Keel’s Simple Diary»; auch das Fotobuch «Look at Me» war ein Kassenschlager.
Doch er kehrte zurück nach Zürich und verspürte eine «grosse Lust», den Verlag zu übernehmen. «In meinem Leben gab es immer zwei Seiten, die mich stark geprägt haben: die als Künstler und Autor und die der Familie mit Diogenes», sagt Keel.
«Das Durcheinander» ist stressig
Klar, manchmal kämen sich der Künstler und der Verleger in die Quere, doch in aller Regel würden sie sich prima ergänzen. Mehr noch: «Ich muss sogar sagen, dass es mit der Kunst besser geht, seit ich hier im Verlag sitze.»
Das allerdings funktioniere nur deshalb so gut, weil er die beiden Seiten strikte auseinander halte. Wenn er Kunst mache, dann mache er Kunst. Und wenn er im Verlag sei, dann denke er nur an seine Autorinnen und Autoren. Und das sei nicht einfach schön dahergeredet, sondern die Wahrheit.
Fragt man Philipp Keel, was ihn an seiner Arbeit als Verleger am meisten stresse, so antwortet er: «das Durcheinander». Ständig müsse er sich mit neuen Fragen und Inhalten auseinandersetzen. Doch er sei «mit viel Drama und Chaos» aufgewachsen und könne wohl deshalb damit umgehen.