Wieder einmal traf man sich vor Gericht. Wieder einmal kamen die Parteien und ihre hochbezahlten Anwälte zusammen. Wieder einmal ging es ums Ganze, um die Existenz eines Verlages, nein, des Verlages. Es geht um Suhrkamp. Um Suhrkamp, natürlich, wieder einmal.
Sieben Jahre Kampf um den renommiertesten deutschen Literaturverlag und jetzt plötzlich das Ende in Sicht? Kann das sein, nach jahrelangen erbitterten Auseinandersetzungen, die mit allen Verfahrenstricks und strategischen Finessen geführt wurden. Mehrfach schon war das Finale ausgerufen in diesem Drama. Und nun plötzlich: Schluss, aus, vorbei.
Keine Kompromisse
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Man reibt sich die Augen. Ursula Unseld-Berkéwicz gegen Hans Barlach, die Verlegerin gegen den Kommanditisten, die Witwe des Siegfried Unseld gegen den Enkel des Ernst Barlach. Das war Dallas in Berlin, der Stoff aus dem die Serien sind. Daran hatte man sich irgendwie gewöhnt. Das konnte immer so weitergehen. Das Publikum blieb interessiert bis zuletzt. Und nun das: ein Urteil im Amtsgericht Berlin-Charlottenburg. Ein letztes Urteil! Kann das sein? Es kann.
Wie es scheint, ist heute tatsächlich das Endlos-Drama aus Macht und Ressentiment zum Ende gekommen. Viel Kampf um Macht und ganz viel Ressentiment waren stets im Spiel, auf allen Seiten und von Anfang an. Das brachte dem Spiel die Schärfe und dem Kampf die persönliche Feindschaft: Du oder Ich, Sieg oder Niederlage, Kompromisse werden nicht gemacht. Und jetzt, auf einmal, ganz nüchtern: Das Amtsgericht billigt den Finanzierungsplan zur Insolvenz des Verlages, und es beschliesst seine Umwandlung von der Kommanditgesellschaft in eine AG.
Das Abendland ist nicht untergegangen
Nüchtern geht die Show zu Ende und räumt das Feld der Protagonisten: Die Verlegerin hat gewonnen, Hans Barlach hat verloren, sein weitgehendes Mitspracherecht im Verlag vor allem. Im Rückblick erkennt man: Für Barlach gab es einen Sieg zu viel. Im März 2013 sprach das Frankfurter Landgericht ihm einen Gewinnanteil von 2,2 Millionen Euro zu. Erst dieser Schachzug trieb den Verlag in die Insolvenz und setzte das Verfahren in Gang, das heute für seine Gegnerin erfolgreich abgeschlossen wurde.
Die AG kommt, Barlach geht. Muss gehen. Das wird auch den Autoren des Suhrkamp Verlages gefallen, die hinter ihrer Verlegerin standen. Und der veröffentlichten Meinung, die mehrheitlich ebenfalls so optierte. Das Abendland ist nicht untergegangen. Der Verlag ist gerettet, und er kann weiter wichtige Bücher produzieren. Daran wird es sicher nicht mangeln.