Ulla Unseld-Berkéwicz ist alles andere als eine geborene Verlegerin. 1948 oder 1951 (genaues Alter geheim) unter dem bürgerlichen Namen Ursula Schmidt als Tochter eines Arztes und einer Schauspielerin in Giessen geboren, machte sie zunächst ebenfalls am Theater Karriere. Unter Regisseuren wie August Everding, Claus Peymann und Peter Zadek erspielte sie sich Anerkennung und Respekt.
Anfang der 80er Jahre verlegte sich Berkéwicz auf die Schriftstellerei. Ihr Erzähldebüt «Josef stirbt» (1982) wird viel gelobt, bis heute folgten zwölf weitere Werke. Als neue Suhrkamp-Autorin lernte sie nach einer ersten Ehe mit dem Regisseur Wilfried Minks den 25 Jahre älteren Verleger Siegfried Unseld kennen. Er verliess 1985 seine langjährige Ehefrau Hilde, fünf Jahre später heiratete er Berkéwicz.
Nach Unselds Tod 2002 brachen im Verlag offen Intrigen und Machtkämpfe aus. Statt sich, wie von ihrem Mann verfügt, auf eine beratende Tätigkeit zu beschränken, übernahm Berkéwicz ein Jahr später die Geschäftsführung. Aus Protest trat der hochkarätige Stiftungsrat um Hans Magnus Enzensberger und Jürgen Habermas zurück, wichtige Autoren wie Martin Walser, Adolf Muschg und Norbert Gstrein kehrten Suhrkamp den Rücken.
Inzwischen hält die Verlagschefin über eine Familienstiftung 61 Prozent an Suhrkamp. 2010 setzte sie gegen viele Widerstände den Umzug des Verlags vom Traditionssitz Frankfurt nach Berlin durch. In der Auseinandersetzung mit dem Miteigentümer Hans Barlach stärkten ihr viele namhafte Autoren den Rücken. «Die Festung Suhrkamp ist uneinnehmbar», lautet ihr Credo.