Der in Deutschland geborene Wiener Journalist und Schriftsteller Tex Rubinowitz hat den diesjährigen Bachmannpreis erhalten: Sein witzig-lakonischer Text «Wir waren niemals hier» setzte sich in der dritten Stichwahl durch. Die Auszeichnung ist mit 25'000 Euro dotiert.
Rubinowitz, ein Mann mit vielen Talenten
Rubinowitz' Siegertext erzählt die merkwürdige Liebesgeschichte eines Kunststudenten, der sich von einer batterie-lutschenden Litauerin zum Affen machen lässt. Jurorin Daniela Strigl hielt die Laudatio auf den Autor: In seinem Text würden Rätsel Rätsel bleiben, die gemeinsame Sprache eines Paares durch Codes ersetzt, «wie im wirklichen Leben». Rubinowitz' Arbeit sei ein Text voll sorgsam verborgenem Raffinement, so Strigl.
Tex Rubinowitz beschränkt sich nicht aufs Schreiben: Als Cartoonist hat er über Jahre Arbeiten in verschiedenen deutschsrachigen Zeitungen veröffentlicht, unter anderem im «Falter», der «Titanic» oder im «Spiegel Online». Ausserdem ist er als Blogger und Reisejournalist tätig, Mitautor der ORF-Fernsehsendung «Willkommen Österreich», Musiker und Ausstellungskurator.
Ein Schweizer überzeugt mit düsterem Krimi
Der Berner Schriftsteller Michael Fehr kam vorerst unter die besten sieben. Für seinen Text «Silmiberg» erhält er den Kelag-Preis, der mit 10'000 Euro dotiert ist. Fehrs «Simeliberg» ist ein dialektal gefärbter Krimi, der in einem Schweizer Hinterwäldler-Krachen spielt.
Juri Steiner sagte in der Laudatio, Fehr tauche mit seinem Text in die Tiefen einer rätselhaften Befindlichkeit ab. «Simliberg» sei eine versrhythmische Welt, wüst, trist, grau. Bedrohung und Gewalt wirkten wie die beschwörenden Zaubersprüche bei den Gebrüdern Grimm.
Die Juroren hatten am Freitag insbesondere die Vortragsweise des Autors gelobt: Fehr, der stark sehbehindert ist und seinen Text dem Kopfhörer ablauscht, stammt aus der Spoken-Word-Szene und komponiert seine Texte laut- und rhythmusbezogen.
Weitere Preisträger
Der in Sri Lanka geborene Senthuran Varatharajah gewann mit «Vor der Zunahme der Zeichen» den mit 7500 Euro dotierten 3sat-Preis. Den Ernst-Willner-Preis von 5000 Euro bekam die in Berlin lebende Autorin Katharina Gericke für «Down, down, down». Zum Träger des Publikumspreises über 7000 Euro kürten die Zuschauer Gertraud Klemm aus Wien für «Ujjayi», einen Text über ein Schreibaby.