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Literatur Wenn Worte töten: Vor 25 Jahren erschien «Die Satanischen Verse»

Heute vor 25 Jahren erschien der Roman «Die Satanischen Verse» von Salman Rushdie. Dieses Buch machte den in London lebenden Inder vorübergehend zum bekanntesten und umstrittensten Autor der Welt.

Alles begann ganz harmlos. Nach seiner Veröffentlichung im September 1988 wurde Salman Rushdies Roman «Die satanischen Verse» in Rezensionen hohe literarische Qualität attestiert. Zwei Monate später erhielt das Buch den britischen Whitbread-Preis.

Doch dann änderte die Stimmung: Bereits kurz nach seinem Erscheinungsdatum am 26. September 1988 machte die islamische Welt gegen den Roman mobil: Der Protest begann in Grossbritannien, setzte sich in den islamischen Ländern Mittel- und Vorderasiens fort und forderte mehrere hundert Todesopfer und Verletzte. Auch auf Übersetzer des Buches sind Anschläge verübt worden. Noch vor Jahresende war der Roman in über zehn Ländern verboten – von Pakistan bis Südafrika.

Das kontroverse Objekt: Salman Rushdies «The Satanic Verses»
Legende: Das kontroverse Objekt: Salman Rushdies «The Satanic Verses» erschien 26. September 1988 bei Viking Press. Keystone

Eine Million Dollar Kopfgeld

Der Zorn der Muslime hatte vor allem drei Gründe: Erstens greife Rushdie den Propheten Mohammed und dessen Gefährten an. Zweitens diffamiere er den Koran als Lüge. Und drittens stelle er die Frauen des Propheten als Prostituierte dar – so die Vorwürfe gegen den indisch-britischen Schriftsteller.

Im Februar 1989 erreichte der islamische Protest seinen Höhepunkt: Der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini rief die muslimische Bevölkerung dazu auf, Rushdie und alle, die mit der Veröffentlichung zu tun haben, zu töten. Dazu kam ein Kopfgeld von einer Million Dollar. Rushdie wurde unter Polizeischutz gestellt und musste sich jahrelang an ständig wechselnden Orten verstecken.

Viel Wirbel auf dem internationalen Politparkett

Anfänglich wies der Schriftsteller den Vorwurf der Blasphemie entschieden zurück, Ende 1990 aber bekannte er sich reumütig zum Islam. Doch Rushdies Situation verbesserte sich nicht, und er bezeichnete den Gang nach Canossa später als seinen grössten Fehler. Erst zehn Jahre nach Erscheinen des Romans distanzierte sich der Iran offiziell von der Fatwa. Irans konservative Hardliner aber hielten am Todesurteil fest.

Auch wenn Salman Rushdie heute auf Polizeischutz verzichtet, seines Lebens sicher ist er nicht. Gewiss hingegen ist, dass seine «Satanischen Verse» Teil der Literaturgeschichte sind: Kein anderer Roman hat für so viele Kontroversen und für so viel Wirbel auf dem internationalen Politparkett gesorgt. Für den Autor selbst hat die Affäre heute nur noch eine geringe Bedeutung: «Rushdie, Fatwa, Khomeini – dies ist der uninteressanteste Teil meines Lebens. Und wenn ich zurückschaue, stelle ich fest, einer von uns beiden ist tot», sagte Rushdie am Internationalen Literaturfestival Leukerbad im Juli 2013.

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