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Der Blick über ein herbstlich anmutendes Land, mit rötlich verfärbten Bäumen und etwas Nebel.
Legende: Das Übersetzerhaus «Looren»: Mit Blick auf das Zürcher Oberland lässt sich ungestört arbeiten. Übersetzerhaus «Looren»

Literatur Wie übersetzt man eigentlich Bärndütsch ins Ungarische?

Schon der Titel von «Der Goalie bin ig» sei eine Herausforderung gewesen, sagt Lajos Adamik, der ungarische Übersetzer von Pedro Lenz' Mundart-Roman. Für Adamik war dann ein persönliches Treffen mit dem Autor im Zürcher Übersetzerhaus «Looren» das Schlüsselerlebnis.

Er kommt aus Budapest und ist schon fast Stammgast im Übersetzerhaus «Looren» im Zücher Oberland. Lajos Adamik ist bereits zum vierten Mal hier, in diesem ehemaligen Wohnhaus mit Ausblick auf den glitzernden Zürichsee in der Ferne. Zusammen mit Pedro Lenz sitzt er im Wohnzimmer und sinniert über sein Berndeutsch: «Mein Berndeutsch ist gleich null. Es war sehr spannend, in diese Welt einzutauchen.»

«Ich habe mich für viel Slang entschieden»

Lajos Adamik hat den Mundart-Roman «Der Goalie bin ig» von Pedro Lenz ins Ungarische übersetzt. Das Berndeutsche habe er sich durch Lesen und Hören angeeignet. Wie aber überträgt man den Schweizer Dialekt ins Ungarische? «Es war von vornherein klar: kein Dialekt. Aber damit es dennoch zu den Figuren, zum Milieu passt, habe ich mich für viel Slang entschieden.»

Porträt von Pedro Lenz.
Legende: Autor Pedro Lenz ist gelassen, was die Übersetzung seiner Bücher angeht. Keystone

«Der Goalie bin ig» in ungarischem Slang: Schon allein beim Titel kam die erste Herausforderung, denn im Ungarischen gibt es weder «Goalie» noch «Keeper». Adamik hat sich gegen die englischen Ausdrücke entschieden. «Es gibt schon ein Standart-Wort für Torwart, aber das hat mir als Slang-Ausdruck nicht gepasst. Also musste ich nach einem Synonym für Torwart suchen, einem guten Slang-Ausdruck.»

Die entscheidende erste Begegnung

Pedro Lenz ist überzeugt: «Schreiben ist praktisch ebenso kreativ wie Übersetzen». Und so hat sich Lajos Adamik wieder in die Sprache seiner Jugend hineinversetzt und erinnert. «Eine anspruchsvolle, aber auch schöne Aufgabe», meint Adamik.

Entscheidend für den Autor und seinen Übersetzer war ihre erste Begegnung. Während eines Aufenthalts von Lajos Adamik im Übersetzerhaus «Looren» verabredete er sich mit Pedro Lenz. Sie unterhielten sich auf einem ausgedehnten Spaziergang im Regen. Er habe sofort einen anderen, persönlicheren Zugang zum Text gefunden, so Adamik. «Bis dahin war es eher etwas Abstraktes gewesen» – aber dann hätte er auch emotional mit dem Buch etwas anfangen können.

Das Übersetzerhaus «Looren»

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Von Schwedisch bis Schweizerdeutsch und Bengalisch bis Belarussisch: Seit zehn Jahre bietet das Übersetzerhaus «Looren» im Zürcherischen Wernetshausen Literaturübersetzern einen temporären Arbeitsraum. Das Haus im Grünen bietet bis zu zehn Personen Platz und sorgt dafür, dass aus Literatur vielleicht Weltliteratur wird.

Lenz meinte bloss: «Mach du mal»

Adamik wollte sich gefühlsmässig der Welt von «Der Goalie bin ig» annähern. «Er hatte bei unserer ersten Begegnung einen ganzen Fragenkatalog dabei über die Zeit, über das Milieu, über die Figuren», erinnert sich Pedro Lenz. Von da an hätten die beiden viel geredet, über Begriffe und die Unterschiede zwischen Mundart und Hochdeutsch. Aber Lenz meinte bloss: «Mach du mal».

Lajos Adamik gehört zu den wichtigsten Übersetzern aus dem Deutschen ins Ungarische. Er hat unter anderem Werke von Thomas Bernhard und Herta Müller übersetzt. Er ist nun auch derjenige, der die zeitgenössische Schweizer Literatur nach Ungarn bringt. Er übersetzt nicht nur Werke von Pedro Lenz, sondern auch von Arno Camenisch, beispielsweise.

Literatur für die grosse, weite Welt

Meist sucht Lajos Adamik bei sich zuhause im stillen Kämmerlein nach passenden Worten. Im Übersetzerhaus «Looren» aber hat er die Möglichkeit, sich fern von seinem Alltag ganz der Sprache zu widmen und sich auch mit den anderen Gästen auszutauschen. Zehn Zimmer hat das Übersetzerhaus «Looren» für Leute, die Belletristik übersetzen – egal, woher sie kommen. Ein kleiner Begegnungsort, der es möglich macht, dass die Literatur in die grosse Welt hinausgetragen wird.

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