SP-Nationalrätin Jacqueline Badran verrät, welches Buch ihr das Denken jenseits des Status quo eröffnet hat. Und welche Lektüre sie Journalistinnen und Politikern besonders ans Herz legt.
SRF: Ihr liebstes Buch?
Jacqueline Badran: Kann das überhaupt jemand beantworten? Bei mir kommt das auf das Genre und meine Lebensphase an und liegt irgendwo zwischen Kurt Helds «Rote Zora», Fritz Zorns «Mars», Eichendorffs «Aus dem Leben eines Taugenichts» und Camus’ «L’étranger». Die Liste wäre lang und hätte viele deutsche und französische Klassiker drin.
Bevorzugter Leseort? Und wann lesen Sie überhaupt?
Kommt drauf an, was ich lese. Im Normalbetrieb lese ich vor allem Sachbücher, Zeitungen, Berichte, Studien, Gerichtsentscheide. Diese lese ich am Pult, am Küchentisch und unterwegs. Wenn ich in die Romanwelt reise, also meine Leseferien mache: Tag und Nacht überall wo ich gerade bin, sogar beim Essen.
Mehrere Bücher gleichzeitig? Eins nach dem anderen?
Niemals gleichzeitig. Immer eins nach dem anderen. (Und Serien immer penibel genau in der richtigen Reihenfolge. Glauben Sie mir: Ich kenne Leute, die das ungeheuerlicherweise nicht tun.)
Ein Buch, das Ihnen die Liebe zum Lesen eröffnet hat?
Das waren vermutlich alle Kinderbücher von Enid Blyton. Da tauchte ich in eine (heile) Welt ein, wo die Kindergemeinschaft die Hauptrolle spielte und die Erwachsenen kaum vorkamen.
Ein Buch, das Ihr politisches Denken beeinflusst hat?
«Bolo’bolo» von P.M. (Pseudonym von Hans Widmer; als Lehrer in den frühen 80er-Jahren hätte er unter echtem Namen den Job riskiert). Es sollte mehr solche Realutopien geben: Das hat mir das Denken in Welten jenseits des Status quo eröffnet.
Ein Buch, bei dem Sie laut lachen mussten?
«Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand» von Jonas Jonasson. Aber am meisten lachen muss ich, wenn ich Zeitung lese. Da stehen oft irrwitzig lustige Binsenfalschheiten drin. Dabei hätte ich es lieber umgekehrt: Mehr Bücher zum laut Lachen – und in den Medien höchstens Glossen, die mich zum Schmunzeln bringen.
Ihr Lieblingskrimi?
Ui – schwierig zu sagen. Ich mag fast alle Krimis, die nicht blutrünstig sind. Agatha Christie steht sicher auf der Top-Ten-Liste. Zurzeit lese ich die Reihe «Inspektor Armand Gamache» von Louise Penny. Diese sind atmosphärisch grossartig. Und die «Cormoran Strike»-Reihe von Robert Galbraith (das Pseudonym von J.K. Rowling) gefallen mir sehr gut. Mir fällt gerade auf, ich habe wohl einen trivialen Geschmack, denn ich scheine eine Vorliebe für Bücher zu haben, die auch verfilmt werden.
Eine «Leseleiche»: ein Buch, das Sie einfach niemals beenden?
Habe ich nicht, ich muss immer wissen, wie es ausgeht. Ich habe eher umgekehrt «Leseleichen» von Büchern, die ich niemals anfange. Das sind aber meist Sachbücher, die mehr Pflicht als Kür sind.
Ein Buch, das Sie gerne verschenken?
In letzter Zeit war das «Politisches Framing» von Elisabeth Wehling. Vor allem an Journalistinnen und meine Politiker-Kollegen. Das Buch schärft das Bewusstsein darüber, welche unglaubliche Macht die Sprache und Worte haben, die wir verwenden. Ohne dieses Bewusstsein ist eine gemeinsame Verständigung über die realen Verhältnisse, eine res publica nicht möglich.
Ein Buch, dem Sie mehr Leser wünschen?
Darf ich mir wünschen, welche Bücher mehr geschrieben werden sollten? Dann wären dies Realutopien. Ich glaube, wir haben das Träumen von einer besseren Welt verlernt. Und das ist nicht gut.
Das Interview fand schriftlich statt. Die Fragen stellte Markus Tischer.