Mit Recycling-Papier retten wir kaum die Welt. Trotzdem fängt klimabewusstes Handeln bei jeder und jedem Einzelnen an. Deshalb ist die Frage sinnvoll: Wie schenke ich umweltbewusst Freude am Lesen?
Für Viellesende: E-Reader
Die Produktion einer Tonne Papier ist so energieintensiv wie die einer Tonne Stahl. Mit einem E-Reader lassen sich hingegen tausende Bücher lesen. E-Reader kommen in der Herstellung auf etwa 24 Kilogramm CO2 Äquivalente, ein Buch auf ein Kilogramm. Die Ökobilanz kippt zugunsten der E-Reader, wenn man – je nach Studie – 5 bis 60 Bücher darauf liest.
Mit diesen Zahlen ist aber nur die Produktion abgedeckt. Die Ökobilanz eines E-Readers hängt auch davon ab, wie «grün» der Strom ist, mit dem man ihn auflädt. Immerhin: E-Reader der neuen Generation sind mit einem E-Ink-Display ausgestattet. Eine Akkuladung hält in der Regel bis zu zwei Wochen.
Allerdings enthalten E-Reader seltene Rohstoffe wie Kupfer, deren Abbau unter miserablen Arbeitsbedingungen geschieht und Umweltschäden verursacht.
Für Pragmatische: eBooks
E-Books sind schneller und günstiger produziert, was den Marktzugang für kleinere Verlage vereinfacht. Sie sind nie vergriffen und müssen nicht ressourcenintensiv gelagert und transportiert werden.
Allerdings können kopiergeschützte eBooks nicht ausgeliehen werden. Bei Amazon gekaufte eBooks lassen sich fast nur auf dem hauseigenen «Kindle» lesen. Die Nutzenden bleiben im Netz der digitalen Riesen gefangen.
Nur: Wie verschenke ich ein eBook? Über die meisten Onlineshops ist das möglich, allerdings mit dem Charme einer automatischen Abwesenheitsnotiz: Die beschenkte Person erhält einen Downloadlink mit «individueller Grussbotschaft».
Für Analoge: Öko-Bücher
Immer mehr Verlage setzten auf klimaneutrale Buchproduktion. Seit 2018 fordert die Aktion #ohneFolie das Ende der Einschweissfolie für neue Bücher.
Doch ist Umweltbewusstsein beim Kaufentscheid ein Thema? «Dass Kundinnen und Kunden nach klimaneutralen Büchern fragen, kommt kaum vor», sagt Auline von der Buchhandlung «Paranoia City». Den Verzicht auf Einschweissfolien fänden die meisten hingegen «cool».
Trotzdem hält sich der Gedanke hartnäckig, dass nur plastikverschweisste Bücher «neu» sind: «Bei Geschenken fragen Leute teilweise spezifisch nach einem eingeschweissten Exemplar.»
Für Secondhand-Fans: Brocki, Börsen, Bibliotheken
Je mehr Menschen ein Buch lesen, desto besser seine Ökobilanz. Bücher-Brockis haben zudem einige Überraschungen auf Lager. Oder ist Ihnen schon mal bei einem neu gekauften Buch ein Liebesbrief aus den 1980er-Jahren entgegengeflattert?
Oder – old, but gold – der Bibliotheksausweis. Bibliotheken sind Orte des kulturellen Austauschs und ermöglichen Menschen mit schmalem Budget zu Leseratten zu werden. Das gilt auch für offene Bücherschränke, die in der ganzen Schweiz im öffentlichen Raum zu finden sind.
Zu guter Letzt kann man auch ins eigene Bücherregal greifen und Lieblingsbücher weiterschenken. Oder man vernetzt sich in Büchertauschforen in den sozialen Netzwerken.
Fazit
Wenn Sie mehr als fünf Bücher pro Jahr lesen, lohnt sich ein E-Reader. Wenn Sie lang andauernde Bücherfreude schenken möchten, greifen Sie vielleicht dieses Jahr zum Bibliotheksausweis. Für Menschen mit Ausdauer sind Bücher-Brockis und Tauschbörsen eine ressourcenschonende und kreative Option.
Oder Sie fragen die Buchhändlerin Ihres Vertrauens persönlich nach nachhaltig produzierten Büchern, dort weiss man am besten Bescheid.