Die deutsche Krimi-Autorin Simone Buchholz ist eine der wenigen Frauen, die immer wieder die Krimi-Bestenliste anführen.
Ihre Reihe um Staatsanwältin Chastity Riley besticht mit ihrer beschädigten Hauptfigur, dem Schauplatz Hamburg und einem unverwechselbaren Stil – auch im neuen Band «Hotel Cartagena».
Offene Rechnungen begleichen
Im neusten Teil der Reihe geht es für die Staatsanwältin Chastity Riley ans Eingemachte. Mit ein paar Kolleginnen und Kollegen von der Polizei – darunter aktuelle und verflossene Liebhaber – feiert sie mit ihrem Freund Hauptkommissar Faller dessen 65. Geburtstag.
Schauplatz ist eine Bar hoch über den Dächern von St. Pauli. Plötzlich fallen Schüsse. Männer stürmen die Bar und nehmen die Gäste als Geiseln. Der neue Krimi von Simone Buchholz ist ein klaustrophobisches Kammerspiel – es geht um Rache und Gerechtigkeit.
Der Anführer der Geiselnehmer hat es auf einen ganz speziellen Gast abgesehen, den Besitzer der Bar. Dieser ist für die Bande kein Unbekannter: Er hat sich sein Leben bereichert, indem er andere verpfiffen hat. Er selbst ist dabei immer davongekommen, doch nun sollen diese offenen Rechnungen beglichen werden – und zwar alle auf einen Schlag.
Immer wieder neu beantwortet
Es gehe aber nicht nur um Rache und Gerechtigkeit, erklärt Simone Buchholz. Es gehe auch um die Frage, ob man Fehler in seinem Leben wieder gerade biegen könne. «So einfach ist das eben nicht», sagt die Autorin dazu.
Seit über zehn Jahren schreibt Simone Buchholz an ihrer Hamburg-Reihe, «Hotel Cartagena» ist ihr neunter Band. Wenige Krimi-Autorinnen sind so nachhaltig erfolgreich wie sie.
Ihre Kriminalromane sind nicht bloss Krimis, sie lassen sich auch als Gesellschaftsromane lesen: Wie und in welchen Strukturen entsteht Gewalt?
Was macht jemanden zu einem Kriminellen – und was macht Gewalt mit uns Lesenden? Das sind die Fragen, die Simone Buchholz in jedem ihrer Bücher neu aufwirft und neu beantwortet.
Unsichtbare Frauen
Ihren kritischen Blick auf die Gesellschaft lässt Simone Buchholz aber nicht nur in ihren Büchern durchsickern. Sie kritisiert auch ganz offen die Art und Weise, wie Journalisten über ihre Arbeit urteilen.
Während die Bücher ihrer Genre-Kollegen auch schon mal als «existenzialistische Literatur» oder «politisch radikal» bezeichnet werden, bekommen ihre Krimis das Label «leichte Unterhaltung».
Ein Missstand, gegen den sie sich wehrt, nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch, um auf strukturelle Ungleichheiten hinzuweisen. Immer noch seien die Frauen weniger sichtbar als die männlichen Kollegen. Zudem würden Schriftstellerinnen schneller in die Ecke der leichten Unterhaltung gestellt, Preise hin oder her, meint die Bestseller-Autorin.
«Aufstehen, Haltung zeigen, Anstand, Respekt, Menschlichkeit»: Das sind in Buchholz’ Augen die Ingredienzen eines guten Krimis. Und schaut man sich ihre Statements in der Öffentlichkeit an, sind das auch ihre persönlichen Werte.