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Nobelpreisträger und Politiker Gentleman der Weltliteratur: Mario Vargas Llosa ist gestorben

  • Der peruanische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa ist tot.
  • Er starb im Alter von 89 Jahren in der peruanischen Hauptstadt Lima, wie seine Familie mitteilte.
  • In einer Nachricht auf X schreiben die Kinder des Schriftstellers, dass ihr Vater im Kreise seiner Familie verstorben sei.

Stets elegant und zuvorkommend trat Mario Vargas Llosa auf, mit Sinn für Humor. Zu dieser Etikette alter Schule gehörte auch eine scharfe Meinung – als Politiker wie als Romancier. 

Mario Vargas Llosas Leben begann 1936. Er wuchs in Bolivien und Peru auf und verbrachte zwei Jahre seiner Jugend in einem Militärinternat. Die Machtstrukturen und brutalen Gruppendynamiken an der Akademie verarbeitete er als 27-Jähriger in seinem Debütroman «Die Stadt und die Hunde». 

Das Buch wurde zum internationalen Erfolg, der sich festigte mit dem Folgewerk «Das grüne Haus» von 1966. Der Roman erzählt von den sozialen Hierarchien in Peru. Der junge Autor hatte sich zum Ziel gesetzt, die Wirklichkeit in seiner Heimat umfassend abzubilden. Daraus leitete sich seine Idee des «totalen Romans».

Vom Kommunisten zum Thatcher-Fan

Später kehrte Vargas Llosa zu einem einfacheren Stil zurück. Sein wiederkehrendes Thema blieb aber der Kampf gegen autoritäre Regime. Als junger Mann tat er das als überzeugter Kommunist. Durch die linke Castro-Diktatur in Kuba erlebte Vargas Llosa in den 1970er-Jahren aber eine Art Konversion. 

Von nun an trat er als wirtschaftsliberaler Vordenker auf. Und spätestens als er Margaret Thatcher zu einem politischen Vorbild ernannte, war der Bruch mit den linken Intellektuellen Lateinamerikas besiegelt. 

Misserfolg als Politiker, Krönung als Literat

In den 1980ern profilierte sich der Schriftsteller zunehmen als Politiker. Für die konservativ-liberale Allianz bewarb er sich 1990 um das peruanische Präsidentschaftsamt. In der Stichwahl unterlag Vargas Llosa jedoch seinem Kontrahenten Alberto Fujimori. 

Die politische Schmach führte ihn zurück zum Schreiben. Im grossartigen Epochenroman «Der Fisch im Wasser» erinnerte er sich an seine Kindheit und den täglichen Wahnsinn in Peru oder er schrieb in «Das Fest des Ziegenbocks» über die brutale Trujillo-Diktatur in der Dominikanischen Republik. 

Schatten eines Mannes mit Ordner vor grünem Licht.
Legende: Im Schatten der Geschichte: Mario Vargas Llosa blieb bis zuletzt ein luzider Streiter für Freiheit und Widerspruch. IMAGO / ZUMA Press Wire

Den Höhepunkt erreichte seine Karriere mit dem Literaturnobelpreis. 2010 würdigte ihn das schwedische Komitee «für seine Kartographie der Machtstrukturen und scharfkantigen Bilder individuellen Widerstands, der Rebellion und Niederlage». 

Meinungsstarker Weltenbürger  

Mario Vargas Llosa war ein Kosmopolit. Während er sich literarisch an seinem Heimatkontinent abarbeitete, lebte er in verschiedenen US-amerikanischen Städten, in Paris, London, Barcelona und Madrid. Seit 1993 war er nicht nur peruanischer, sondern auch spanischer Staatsbürger. 

In der renommierten spanischen Zeitung «El País» nahm Vargas Llosa über 30 Jahre lang regelmässig Stellung zum politischen Geschehen und galt dabei als Stimme der Vernunft. Später sorgten seine Kolumnen aber zunehmend für Unmut, weil ihm fehlende Distanz zu Rechtsaussen-Politikern in Chile, Kolumbien oder Peru vorgeworfen wurde. 

2023 erschien Mario Vargas Llosas letzte Kolumne. Im selben Jahr verkündete er, dass er mit «Die grosse Versuchung» auch seinen letzten Roman geschrieben habe. 

Von da an wurden seine öffentlichen Auftritte rarer. Geblieben ist das Bild des freiheitsliebenden und meinungsstarken Gentlemans.

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SRF 4 News, Nachrichten, 14.4.2025, 4:00 Uhr

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