Eine Frau balanciert schwarze Ballons. Die Studentinnen Schanti und Sabin geraten eher zufällig in diese Kunst-Performance. Als die beiden erfahren, wie absurd hohe Fördergelder die Künstlerin schon erhalten hat, wittern sie eine Gelegenheit. So beginnt «Polifon Pervers», der für den Schweizer Buchpreis nominierte Mundart-Roman des Luzerners Bela Rotenbühler.
Schanti und Sabin gründen einen Kulturverein und beginnen, Stiftungen und Kulturfonds um Fördergelder zu erleichtern. Das gelingt ihnen ausgezeichnet. Denn sie wissen genau, wie man Förderanträge formuliert, um Institutionen um den Finger zu wickeln.
Geldwäsche und Kiffer-Performances
Rasch wird «Polifon Pervers» in der regionalen Kulturszene bekannt. Und schnell wird es illegal. Schanti und Sabin fangen an, das Geld von Freunden zu waschen, das diese mit ihrer Cannabis-Plantage verdienen. Zu diesem Zweck inszenieren die Kiffer-Clique skurrile Underground-Performances. Diese Geldwasch-Produktionen werden in der Szene bald richtig abgefeiert.
Eines Tages tritt die Leiterin eines guten Schweizer Theaterhauses an sie heran. Wieder tun sich für «Polifon Pervers» neue Möglichkeiten auf. Es scheint, als würde alles, was die Studentinnen anfassen, zu Gold – wie im Sprichwort.
Too big to ignore
Die Produktionen von «Polifon Pervers» werden konsequenterweise kontinuierlich grösser und besser. Immer mehr andere Kollektive wollen unter dem Label produzieren. «Polifon Pervers» ist eine Marke geworden, eine ernst zu nehmende Institution.
Auch die Stiftungen und die öffentlichen Förderstellen und Sponsorinnen finden, dass «Polifon Pervers» mittlerweile ein massgeblicher kultureller Player in der Schweizer Kulturszene geworden ist – und unterstützen auf jeden Fall gern.
Als Leser fragt man sich natürlich ständig: Wie lange kann das gut gehen? Gleichzeitig fiebert man mit Schanti und Sabin und dem Kifferkollektiv mit und hofft, dass sie nicht erwischt werden. Und man greift sich an den Kopf, ob all der Gutgläubigkeit und Nachlässigkeit in der Kulturförderung.
Dieser Roman ist vieles in einem: Schelmenroman, Milieustudie, Satire auf den Schweizer Kulturbetrieb – und im hinteren Teil auch noch ein Roadmovie. Vor allem aber ist es grossartige literarische Unterhaltung in einer frischen, aktuellen Umgangssprache.