Dass der Schweizer Autor Pedro Lenz erst spät zu seiner Liebe zum Schreiben gefunden hat, ist bekannt. Dass er auch beim Lesen eher ein Spätzünder war, eher weniger.
SRF: Ihr liebstes Buch?
Pedro Lenz: Es gibt einige davon: Zum Beispiel der Legionsroman «Gourrama» von Friedrich Glauser. Oder «Arturo Bandini» von John Fante.
Ihr bevorzugter Ort zum Lesen?
Ich bin jemand, der im Liegen sofort einschläft. Ich habe zuhause einen Lesesessel. Da lese ich, nach Möglichkeit. Und sonst in meinem Büro, auf dem Bürosessel.
Mehrere Bücher gleichzeitig? Oder eines nach dem anderen?
Ich kann gut mehrere Bücher gleichzeitig lesen. Das mache ich auch sehr gern. Manchmal habe ich sogar eine kleine Beige von Büchern.
Welches Buch hat Ihre Liebe zum Lesen eröffnet?
«Tortilla Flat» von John Steinbeck. Ich habe als Jugendlicher zum Leidwesen meines Vaters nicht gelesen. Er hat immer gesagt: «Lies mal ein Buch!» Dann kam eine Schulkameradin mit diesem «Tortilla Flat». Die hat gesagt: «Das kannst du lesen. Das verstehst auch du.»
Das Gute an so einem Buch: Es gibt eine erste Ebene für Laien. Und wenn man dann ein bisschen Experte ist als Leser, dann sieht man noch andere Ebenen.
Ein Buch, bei dem Sie lachen mussten?
Ich habe bei «Matou» von Michael Köhlmeier gelacht. Eines der Bücher, das ich für den «Literaturclub» gelesen habe.
Eine Leseleiche: Ein Buch, das Sie nie beenden?
«Das grosse Welttheater» von Calderón de la Barca. Das liegt schon sehr lange auf meinem Tisch.
Das Buch, das Sie Ihren Kindern am liebsten vorlesen?
«Struwwelpeter»: Mein Bub ist dreieinhalb, der andere eineinhalb. Die schauen sich das mit mir an. Der grössere kann die Verse mitreden, er hat damit Hochdeutsch gelernt. Meine Frau sagt: Das kannst Du doch nicht vorlesen, das ist doch schrecklich! Aber die Kinder nehmen das nicht 1:1.
Ein Buch, das Sie gerne verschenken?
Bei mir ist es so, dass ich meine letzte Leseentdeckungen gerne verschenke. Wenn mich jemand als Spanier nach dem spanischen Bürgerkrieg fragt, dann schenke ich gerne «Der kurze Sommer der Anarchie» von Enzensberger oder von Orwell «Mein Katalonien».
Ein gutes Buch, um die Schweiz zu verstehen?
«Das Kalb vor der Gotthardpost» von Peter von Matt zeigt schon etwas über die Schweiz. Und sonst würd ich Gotthelf empfehlen: «Die Käserei in der Vehfreude».
Ein Buch, dem Sie mehr Leser wünschen?
Wenn ich so unbescheiden sein darf: Ich habe ein Buch, das ich selber geschrieben habe. Für mich ist es mein bestes Buch, aber es wurde nicht wahrgenommen: Es heisst «Tanze wi ne Schmätterling» und ist eine Geschichte über einen Kampf Muhammed Alis in Zürich 1971.
Die Fragen stellte Markus Tischer.