Otto F. Walter: Einer der Mitbegründer
Otto F. Walter (1928-1994), Solothurner Verleger und Schriftsteller, war massgebend und wegweisend für viele Schweizer AutorInnen. Mitte der 1950er-Jahre trug sein Verlag wesentlich zur damaligen literarischen Avantgarde bei.
Ausserdem ist Walter einer der wichtigsten Mitbegründer der Solothurner Literaturtage. Anlässlich des 10-Jahre-Jubiläums betonte er, wie wichtig die Demokratisierung der Literatur sei. Sie ist bis heute eines der wichtigsten Ziele der Solothurner Literaturtage.
Peter Bichsel: Eine kritische Stimme
Der Solothurner Schriftsteller Peter Bichsel (*1935) war zu Beginn den Solothurner Literaturtagen gegenüber eher kritisch. Er gehört zwar auch zu den Initianten der Solothurner Literaturtage, aber interessierte sich vor allem für den «offenen Block», in dem jedermann und jede Frau etwas Selbstgeschriebenes vortragen konnte: Bichsel vertritt die Auffassung, dass alles was geschrieben sei, Literatur sei.
Er selbst las erst an den 17. Solothurner Literaturtagen zum ersten Mal. Das war 1995. Bichsel unterlief seinen eigenen Auftritt wie gewohnt mit einer gehörigen Portion Selbstironie.
Max Frisch: Eine epochale Rede
Einer der wichtigsten Höhepunkte in Solothurn war der 75. Geburtstag des Schweizer Schriftstellers Max Frisch (1911-1991) im Jahr 1986. Zwölf Autorinnen und Autoren lasen Texte von Max Frisch, er bedankte sich mit einer Rede, die als eine seiner bedeutendsten gilt. Sie trägt den Titel «Am Ende der Aufklärung steht das goldene Kalb». Frisch analysiert darin die Entwicklung des Menschen, der nicht mündig geworden ist, sondern von Profitgier geprägt.
Frischs scharfsichtige, präzise und eloquente Beobachtungen sind noch heute von beklemmender Aktualität, zum Beispiel wenn er über die Ohnmacht gegenüber der Technologie spricht und feststellt, dass in der heutigen Gesellschaft der Grundsatz «vernünftig ist, was rentiert» gelte.
Giorgio Orelli: Eine poetische Sternstunde
Giorgio Orelli (1921-2013), Schweizer Schriftsteller und Übersetzer, war tief in der romanischen Kultur verwurzelt. Seine Gedichte reihen sich ein in die bedeutende zeitgenössische italienische Lyrik. Orelli gelang es, in seinen Gedichten selbst über banales Alltagsleben eine existentielle Dringlichkeit zu vermitteln. Überhaupt war er ein bedeutender Vermittler, unter anderem als Übersetzer von Goethe-Gedichten.
Zu seinem 80. Geburstag im Jahr 2001 wurde Giorgio Orelli an den Solothurner Literaturtagen geehrt. Er las damals einen Ausschnitt aus einem Gedicht von Goethe und dann seine eigene italienische Übersetzung. Das Publikum war ergriffen.
Franz Hohler: Der witzige Beobachter
Der Schweizer Schrifsteller und Kabarettist Franz Hohler (*1943) war ebenfalls seit Beginn bei den Solothurner Literaturtagen dabei. Zum 30-Jahr-Jubiläum im Jahr 2008 hielt er eine Rede, in der er auf witzige Weise eines der Hauptziele der Solothurner Literaturtage aufs Korn nimmt: Solothurn als Ort der Begegnungen.
Unter anderem spielt Hohler auf die beiden in Solothurn sehr prominenten Lokale «Kreuz» und «Landhaus» an. Das «Kreuz» ist die wohl bekannteste Beiz während der Solothurner Literaturtage, das «Landhaus» ist der Ort, an dem sämtliche Veranstaltungen stattfinden – und liegt dem «Kreuz» gleich gegenüber.
Die paar Schritte vom «Kreuz» zum «Landhaus» können zu einer schier endlosen Reise werden, sagt Hohler, weil man ununterbrochen auf Gedanken, Worte und Fragezeichen pralle.
Sendung: Kultur aktuell, Radio SRF 2 Kultur, 11.5.2018, 7:20 Uhr.