Jahrelang arbeitete Claire Douglas für eine Agentur, die reale Schicksalsgeschichten an britische Boulevardmedien verkaufte. Als Journalistin besuchte sie Menschen, denen das Leben übel mitgespielt hatte und brachte ihre schmerzvollen Erfahrungen zu Papier.
Das sei die ideale Vorbereitung gewesen für eine Thriller-Autorin, lacht Claire Douglas: «Ich habe gesehen, dass Menschen zu allem fähig sind.»
Sieg an einem Schreibwettbewerb
In der Freizeit begann Claire Douglas Krimis zu verfassen und gewann bei einem Schreibwettbewerb einer Frauenzeitschrift den ersten Preis.
Dieser brachte ihr den Vertrag mit einem namhaften Verlag. Bereits mit ihrem zweiten Thriller «Missing» schaffte sie den internationalen Durchbruch. «Still Alive» ist nun bereits der zweite Roman, der auch auf Deutsch erschienen ist.
Ein Haustausch mit Folgen
In «Still Alive» entscheiden sich Libby und Jamie spontan für einen Haustausch. Im Internet haben sie eine zauberhafte Villa an der Küste von Cornwall entdeckt. Gerne überlassen sie den Besitzern vorübergehend ihre Wohnung in Bath.
Doch statt der ersehnten Ruhe erwarten sie dort alptraumhafte Zustände. Und während die Nerven allmählich blank liegen, dämmert es den beiden: Sie sind in eine Falle geraten.
Das Publikum ahnt, dass die Spur in Libbys' eigene Vergangenheit zurückführen könnte. Denn vor Jahren, auf einer Thailandreise, hat Libby ihrer Reisegefährtin zuerst den Freund ausgespannt und ist dann – nach einem Hotelbrand – einfach abgehauen.
War Karen damals vielleicht gar nicht im Feuer umgekommen? Kehrt sie jetzt zurück, um späte Rache zu nehmen ? Der Untertitel von «Still alive» lässt diesen Rückschlüsse zu: «Sie weiss, wo sie dich findet.»
Weibliche Gemeinheiten
Claire Douglas scheint sich im Repertoire weiblicher Gemeinheiten bestens auszukennen. Hinter der schönen Fassade von Zuneigung und Solidarität tun sich plötzlich Abgründe auf. Kränkungen können eine mörderische Kraft entwickeln – auch wenn sie Jahre zurückliegen.
Aus diesem Grundmuster entwickelt die Autorin ihre raffinierten Bestseller: Mal sind es Schwestern, mal sind es Jugendfreundinnen, mal zufällige Bekannte, die plötzlich zu erbitterten Gegnerinnen werden.
Zusätzlich macht die Form den Reiz dieser Thriller aus: Meist lässt Douglas die Geschichte aus beiden Perspektiven erzählen und springt geschickt zwischen den Zeitebenen hin- und her.
So sind wir Leserinnen und Leser den Betroffenen im Roman immer eine Nasenlänge voraus.
Subtile, dunkle Plots
Mit diesem ureigenen Stil hat sich Claire Douglas längst einen Platz in der ersten Liga der britischen Thriller-Autorinnen gesichert.
Und sie reiht sich in die Tradition jener jungen Generation ein, die das Krimi-Genre in den letzten Jahren mit subtilen, dunklen Plots neu belebt haben – so wie zum Beispiel Gillian Flynn («Gone Girl») oder Paula Hawkins («Girl on the Train»).
Sie alle setzen nicht primär auf Gewaltsszenen, sondern auf psychologische Spannung. Die allerdings die Leserinnen und Leser nicht weniger um den Schlaf bringen.