Sophie Passmann wollte Gewissheit. Ist der «alte weisse Mann» wirklich an allem schuld? Seit ihrem wortwitzigen Roman von 2019 ist sie eine der bekanntesten Feministinnen – stolz, laut und selbstbewusst. Im Interview spricht die Autorin, Satirikerin und Moderatorin über ihre Lieblingsbücher.
SRF: Sophie Passmann, warum lesen Sie?
Passmann: Ich lese schon, seit ich gar nicht weiss, warum ich lesen sollte (lacht). Ich war wirklich so ein Kind, das gelesen hat, um sich mit der Welt da draussen nicht beschäftigen zu müssen. Das ist dann Gewohnheit geworden. In einer Lebensphase, in der man Gewohnheiten wieder schlecht rausbekommt auch als Erwachsene.
Gibt es so etwas wie ein liebstes Buch?
Das ändert sich für mich spätestens alle sechs Monate. Aktuell ist eines meiner liebsten Bücher «Ein Sommer in Niendorf» von Heinz Strunk. Und allgemein ist es vielleicht «Lola Bensky» von Lily Brett.
Wenn man Disziplin an den Tag legt, um das Handy mal wegzulegen, dann hat man sehr viel Zeit zum Lesen.
Sie sind sehr erfolgreich auf Social Media. Wie schaffen Sie es trotzdem zu lesen?
Social Media zu machen kostet gar nicht so viel Zeit. Auf Social Media zu sein dagegen schon. Ein Video hochzuladen ist in einer Viertelstunde getan. Und wenn man dann zwischendurch ein bisschen Disziplin an den Tag legt, um das Handy mal wegzulegen, dann hat man sehr viel Zeit zum Lesen.
Wie ist denn Ihr Trick, um das Handy wegzulegen?
Ich habe wirklich einen guten Trick. Ich versuche, mir eine möglichst langweilige Timeline zu kuratieren. Ich folge eben nicht den Leuten, die ich hoch spannend finde. Weder auf Tiktok, noch auf Instagram, früher auch nicht auf Twitter.
Wo lesen Sie am liebsten?
Morgens im Bett. Kaffee. Erst frühstücken – noch ausserhalb vom Bett. Und dann wieder ins Bett. Und das sind die produktivsten zwei Stunden des Tages, wenn ich die denn habe.
Welches Buch hat Ihre Liebe zum Lesen eröffnet?
Ich war da so ein ganz klassisch-bildungsbürgerliches Kind: Antoine de Saint Exupéry. Nahezu alles. Und dann in der Teenager-Zeit, wo es bei vielen ja aufhört, war es Hermann Hesse. Und wenn man mal weggeht von der wirklichen Literatur, war es – wie bei vielen in meiner Generation – «Harry Potter».
Ein Buch, bei dem Sie laut lachen mussten?
Alles von Péter Esterházy.
Gibt es eine Leseleiche – ein Buch, das Sie einfach niemals zu Ende bringen?
Alles von Péter Esterházy.
Welches Buch hätten Sie gerne selbst geschrieben?
«Not that kind of Girl» von Lena Dunham.
Meine Welt wird vor allem von Simone de Beauvoir gut erklärt.
Welche Figur aus einem Buch fällt Ihnen immer wieder ein?
Jeder Jörg Fauser, den Jörg Fauser in einem seiner Bücher erfunden hat.
Welches Buch erklärt für Sie am besten die Welt?
Gar keins. Aber es gibt Bücher, die bauen eine Welt, die sie dann gut erklären. Meine Welt wird vor allem von Simone de Beauvoir gut erklärt.
Ein Buch, um den heutigen Feminismus zu verstehen?
Kommt drauf an, ob man eher intellektuell oder emotional einsteigen möchte. Wenn man intellektuell einsteigen möchte, dann «Das zweite Geschlecht» von Simone de Beauvoir. Ansonsten: Ich habe da ein ganz gutes Buch geschrieben: «Alte weisse Männer» (lacht).
Ein Buch, das Sie Kindern vorlesen?
Immer noch «Der kleine Prinz».
Da Sie nun selbst eine Büchersendung haben: Wie sollte man am besten über Bücher reden?
Mit so wenig Fremdwörtern wie möglich. Und mit wenig Drang, sich von denen abzugrenzen, die wenig lesen.