Über einen halben Kilometer verbindet die Maria-Valeria-Brücke über die Donau das slowakische Šturovo mit der Stadt Esztergóm am ungarischen Ufer. 1944 auf dem deutschen Rückzug bombardiert, wurde sie erst 2001 als letzte der Donaubrücken neu errichtet. Seit dem Beitritt der beiden Länder zur Schengen-Zone stehen die Zollhäuser an der Brücke leer. Dafür wacht seit 10 Jahren ein künstlerisches Projekt über den friedlichen Grenzübergang.
Freie Improvisation übers Wasser hinweg
Einmal im Jahr kommen Klarinettist Markus Eichenberger und Cellist Alfred Zimmerlin zur Brücke und improvisieren im Dialog über das Wasser hinweg, als Sinnbild für die lange Zeit unterbrochene Verbindung. Poetische Texte in drei Sprachen – slowakisch, ungarisch und deutsch – werden ebenfalls hinüber und zurück rezitiert. Dies in Erinnerung an die Rufe über den Fluss, die in den Jahren des Unterbruchs 1945-2001 die Besuche und Telefongespräche oft ersetzen mussten. Zudem steht in Šturovo einem «artist in residence» als künstlerischem Brückenwächter jeweils für 3-6 Monate ein Atelier zur Verfügung.
Privatinitiative aus der Schweiz
Initianten des Projekts «Brückenwächter» sind Karol und Hanneke Frühauf aus Baden (AG). Der Informatiker Karol Frühauf ist in Šturovo aufgewachsen. Er kontaktiert die Autorinnen und Autoren für das «Aquaphone», zu denen schon Klaus Merz und Zsuszana Gahse aus der Schweiz gehörten, aber auch die Slowakin Mila Haugova und der Ungar Parti Nagy Lajos.
Frühauf, der fliessend Slowakisch und ungarisch spricht, hält den Kontakt zu den lokalen Behörden vor Ort und wirkt auch als Sprecher an der jährlichen Performance, die heuer zum zehnten Mal stattfand.
Kunst soll Brücken schlagen
«Ein Problem ist sicher, dass die Veranstaltung etwas Elitäres hat», so Frühauf. Gerade was die frei improvisierte Musik mit Klarinette und Violoncello angehe. Deshalb will er in Zukunft versuchen, auch mehr lokale Akteure einzubinden, um die Akzeptanz zu verbessern. Aber abgesehen vom touristischen Effekt habe das Aquaphone sicher die Wirkung, dass man in Budapest und in Bratislava wisse, dass im kleinen Ort Sturovo an der Grenze etwas passiere. «Dass dieser Ort nicht zu Ungarn gehört, und dass hier ein aktives kulturelles Leben stattfindet.»
Und so wird Karol Frühauf das «Brückenwächter»-Projekt am Grenzfluss Donau auch weiterführen, zwischen den Ländern und Sprachen, wo Politiker gern die nationalistische Karte ausspielen und die Kunst helfen muss, Brücken zu schlagen.