Alpin Project hören
Mit Heidi-Romantik und Folklore à la Musikantenstadl können die Musiker von Alpin Project wenig anfangen: «Folklore ist mir in sehr vielen Fällen zu glattpoliert und oberflächlich. Das ist mir zu sehr heile Welt. Mich interessiert das Archaische», meint Blasinstrumentalist Balthasar Streiff. Ihm gehe es aber nicht darum, gegen Klischees anzukämpfen. Es gehe um den Sound, Alpin Project sei kein kulturpolitischer Akt.
Alpen-Instrumente radikal anders
Alpin Project, das sind, neben Balthasar Streiff, Örgelispieler Thomas Aeschbacher und DJ und Produzent Singoh Nketia. Jeder ist auf seinem Gebiet ein Name für sich. Streiff bläst nicht nur ins Alphorn, sondern gerne auch in Tierhörner und entlockt ihnen experimentelle Klänge, die anders sind, als man sie sich von der Volksmusik gewohnt ist. Für seine Werke ist er im In- und Ausland ausgezeichnet worden.
Thomas Aeschbacher hat sein Örgeli schon vielfältig eingesetzt, sei es in einem Schwyzerörgeli-Trio, einem Jazzquartett, einer Steelband oder beim Berner Balkan-Orchester Traktorkestar. Beatproduzent, Keyboarder und DJ Singoh Nketia, auch bekannt als DJ Flink, ist Teil der Baselbieter Rap-Crew TAFS und hat für Rapper Seven Musik produziert. Und je nach Stück stossen David Märki am Hackbrett und Sängerin Karin Streule zur Band dazu.
Frisch und ohne Klischees
Die Musik von Alpin Project klingt frisch und nach Experimentierfreude. Die Band möchte Alphorn, Örgeli und Hackbrett auf den Dancefloor bringen. Und das könnte gut funktionieren.Denn dass traditionelle Sounds eine Meute zum Tanzen bringen können, haben in den letzten Jahren Balkan-Bands wie Traktorkestar bewiesen. Warum sollte das nicht auch Alpin Project gelingen?
Im Gegensatz zu kommerziellen Popfolklore-Projekten, wie man sie am prominentesten von Rapper Bligg kennt, entreissen die Musiker von Alpin Project aber den Klang ihrer Instrumente gänzlich der typisch Schweizerischen Volksmusik. Die Beats von Singoh Nketia setzen den Sound in einen bis dato kaum gehörten Kontext.
«Wenn das Schweizer Fernsehen diese Instrumente zeigt, dann eigentlich immer im Zusammenhang mit traditionellen Volksfesten und Folklore. Man kann mit diesen Instrumenten aber auch Klangwelten bauen, die nichts mit Klischees zu tun haben. Das ist dann halt kommerziell nicht so erfolgreich, wie man das vom Pop kennt», erklärt Singoh Nketia.
Fans finanzieren das Debüt-Album
Zumindest die Musik-Fans, die sich gerne auf etwas Neues einlassen, haben sie aber auf ihrer Seite: Alpin Project haben auf einer Crowdfunding-Plattform Geld gesammelt für das Projekt. 8'000 Franken hätten sie gebraucht, 10'000 sind zusammengekommen. «Das ist nicht nur eine Finanzierungs-Spritze sondern auch eine Motivations-Spritze», findet Singoh Nketia. Die Musiker wollen damit ihr Debüt-Album finanzieren, dass im Spätsommer erscheint. Danach wollen sie raus aus dem Bandraum und auf die Bühne. Das erste Datum steht bereits: Alpin Project spielen im August am Alpentöne Festival in Altdorf.